Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gmelin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 453454
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Gmelin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 453–454. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gmelin (Version vom 11.04.2021)

[453] Gmelin, 1) Johann Georg, Botaniker, geb. 10. Aug. 1709 zu Tübingen als der Sohn des Chemikers Johann Georg G. (geb. 1674, gest. 1728), studierte in seiner Vaterstadt, ging 1727 nach Petersburg, wo er 1731 Professor der Chemie und Naturgeschichte wurde. 1733 unternahm er in Begleitung des Geographen Delisle, des Historikers Müller, des Kapitäns Behring u. a. eine naturwissenschaftliche Reise nach Sibirien und machte daselbst wichtige Beobachtungen. Erst 1743 kehrte er von dieser Reise und 1747 nach Tübingen zurück, wo er 1749 die ordentliche Professur der Botanik und Chemie erhielt und 20. Mai 1755 starb. Er schrieb: „Reisen durch Sibirien“ (Götting. 1751–52, 4 Bde.) und „Flora sibirica“ (Petersb. 1748–49, 2 Bde.).

2) Samuel Gottlieb, Reisender, Neffe des vorigen, geb. 4. Juli 1744 zu Tübingen, studierte daselbst Medizin, wurde 1767 als Professor der Botanik nach Petersburg berufen und machte auf kaiserlichen Befehl 1768–73, zuletzt mit Pallas, Güldenstedt und Lapuchin, eine naturwissenschaftliche Reise durch Rußland, besuchte namentlich die Gegenden westlich vom Don, Baku und die persischen Provinzen an der [454] Südküste des Kaspischen Meers und die Ostseite des letztern, ward aber auf der Rückreise 1774 von dem Chan der Chaitaken gefangen und starb 27. Juli d. J. zu Achmetkend im Kaukasus. Seine Hauptschriften sind: „Historia fucorum“ (Petersb. 1768) und „Reisen durch Rußland“ (das. 1770–84, 4 Bde.).

3) Johann Friedrich, Reisender und Botaniker, Neffe von G. 1), geb. 8. Aug. 1748 zu Tübingen, ward 1772 Professor der Naturgeschichte und Botanik daselbst und 1775 der Medizin in Göttingen, wo er 1. Nov. 1804 starb. Er war einer der vielseitigsten und fruchtbarsten Naturforscher des 18. Jahrh.; sein Hauptwerk ist die „Onomatologia botanica completa, oder vollständiges botanisches Wörterbuch, nach der Lehrart des Ritters v. Linné abgefaßt“ (Ulm 1771–77, 9 Bde.).

4) Ferdinand Gottlieb von, geb. 10. März 1782 zu Tübingen, studierte daselbst, wurde 1805 Professor der Naturgeschichte und Medizin daselbst und starb 21. Dez. 1848. Er schrieb: „Allgemeine Pathologie des menschlichen Körpers“ (2. Aufl., Stuttg. 1821); „Allgemeine Therapie“ (Tübing. 1830); „Kritik der Prinzipien der Homöopathie“ (das. 1835).

5) Leopold, Chemiker, Sohn von G. 3), geb. 2. Aug. 1788 zu Göttingen, studierte daselbst, in Tübingen und Wien Medizin und Chemie, habilitierte sich 1813 zu Heidelberg und ward 1817 Professor der Medizin und Chemie. 1851 nahm er seine Entlassung und starb 13. April 1853. Sein „Handbuch der theoretischen Chemie“ (Frankf. a. M. 1817–1819, 3 Tle.) war epochemachend und ist noch gegenwärtig, in neuer Auflage von andern besorgt und fortgeführt, das vollständigste chemische Handbuch. Außerdem schrieb er: „Lehrbuch der Chemie“ (Heidelb. 1844); mit Tiedemann: „Versuche über die Wege, auf welchen Substanzen aus dem Magen und Darmkanal ins Blut gelangen, über die Verrichtung der Milz und die geheimen Harnwege“ (das. 1820); „Die Verdauung“ (mit Tiedemann, das. 1826–27, 2 Bde.).

6) Christian Gottlob, Chemiker, Neffe von G. 2), geb. 12. Okt. 1792 zu Tübingen, machte seit 1814 große Reisen in Frankreich, Norddeutschland, Schweden, Norwegen und England und wurde 1817 Professor der Pharmazie und Chemie zu Tübingen, wo er 13. Mai. 1860 starb. Er zählte zu den bedeutendsten Chemikern seiner Zeit und schrieb: „Einleitung in die Chemie“ (Tübing. 1833–37, 2 Bde.). Vgl. „Stammbaum der Familie G.“ (Karlsr. 1877).