Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Glais-Bizoin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 378
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Glais-Bizoin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 378. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Glais-Bizoin (Version vom 30.04.2021)

[378] Glais-Bizoin (spr. glä-bisŏäng), Alexandre, franz. Politiker, geb. 9. März 1800 zu Quintin (Côtes du Nord), seit 1822 Advokat, gehörte zu den entschiedensten Gegnern der Restauration, wurde nach der Julirevolution zum Abgeordneten gewählt, bekämpfte, der äußersten Linken angehörig, die Julimonarchie, nahm an der Agitation der Reformbankette teil und unterzeichnete die von Odilon Barrot gegen das Ministerium Guizot in der Kammer eingereichte Anklageschrift. Nach der Revolution von 1848 wurde er in die Konstituierende Versammlung gewählt. Als Präsident des Demokratischen Vereins im Palais Royal stimmte er in den meisten Fällen mit der Bergpartei, bekämpfte die Politik des Prinz-Präsidenten Napoleon und zog sich, als er nicht in den Gesetzgebenden Körper gewählt wurde, ins Privatleben zurück. 1863 wieder in die Kammer gewählt, schloß er sich der kleinen Oppositionspartei an und machte sich weniger durch glänzende Beredsamkeit als durch die Art und Weise seiner Interpellationen und Unterbrechungen bemerklich. Als Abgeordneter von Paris ward er 4. Sept. 1870 Mitglied der Regierung der nationalen Verteidigung. Er begab sich als Mitglied der Delegation für die Verwaltung der Provinzen mit Crémieux nach Tours, verlor aber seit Gambettas Ankunft daselbst im Oktober alle Macht. (Vgl. seine Schrift „Dictature de cinq mois“, Par. 1872.) Bei dem Kommuneaufstand vom 18. März 1871 in Paris ward er 13. Mai verhaftet, wieder freigelassen unter der Bedingung, daß er in der Stadt bleibe, und konnte erst beim Eindringen der Regierungstruppen sich nach Versailles retten. Bei den Nachwahlen vom Juli 1871 trat er in Paris als Kandidat auf, jedoch ohne Erfolg. Er lebte seitdem als Privatmann und starb 6. Nov. 1877 in Lamballe. G. schrieb drei unbedeutende Lustspiele: „Le vrai courage, ou un duel en trois parties“ (1862), „Une vraie Bretonne, ou un cas pendable“ (1864) und „Une fantaisie“ (1867).