Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gladīolus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 375
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Gladīolus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 375. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Glad%C4%ABolus (Version vom 26.03.2023)

[375] Gladīolus L. (Siegwurz, Netzschwertel), eine Gattung aus der Familie der Iridaceen, ausdauernde Gewächse mit von braunen, parallel- oder netzfaserigen Scheiden umgebenen Knollen, einfachen, am Grund beblätterten Stengeln, linien- oder schwertförmigen Blättern, sehr schönen, ährenständigen, nach einer Seite gerichteten, fast zweilippigen, trichterförmigen Blüten und häutiger, dreikantiger, vielsamiger Kapsel. Etwa 90 Arten am Kap und im tropischen Afrika, in den Mittelmeerländern und im Orient. G. communis L., in Südeuropa, hat einen 1 m hohen Stengel und schöne purpurrote, weiße oder fleischfarbige, fast rachenförmige Blüten. Die Wurzel dieser Pflanze, von etwas süßlichem Geschmack und schwach veilchenartigem Geruch, war sonst als runde Siegwurzel, Allermannsharnisch, Ackerschwertelwurzel gebräuchlich. Man hielt sie besonders als wundenheilendes Mittel für wirksam und trug sie als Amulett gegen Hieb-, Stich- und Schußwunden bei sich. Von G. byzantinus Mill., in Kleinasien, mit purpurroten Blüten, G. cardinalis Curt, am Kap, mit blaugrünen Blättern und scharlachroten Blüten, G. floribundus Jacq., am Kap, mit großen, blaß rosenroten oder fleischfarbigen Blüten mit fast gleichem, kreiselförmigem Rand, G. ramosus Murr., vom Kap, mit leuchtend fleischfarbigen, weiß gezeichneten Blüten, und von G. natalensis Reinw. (psittacinus Hook.), aus Natal, mit gelben, am Rand rotgestreiften Blüten sind eine große Anzahl Varietäten und Hybriden erzeugt worden. Von G. cardinalis und psittacinus stammen die mannigfaltigen farbenprächtigen Genter Gladiolen (G. gandavensis hort.) ab, die im freien Land und im Topf kultiviert werden. G. edulis Burchell, in Südafrika, hat eine fast zusammengesetzte Ähre mit schönen Blumen und eßbare Zwiebelknollen. Von G. segetum Ker., in Europa, mit etwa 4 cm langen, purpurroten, rachenförmigen Blumen, ist die Wurzel wahrscheinlich das Xiphion des Dioskorides, welches er sowohl als Wundmittel wie auch als Aphrodisiakum und als Mittel bei Amenorrhöe angibt. Auch wurde diese Wurzel unter das Mehl gemengt und gebacken.