Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gero“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 184
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Gero. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 184. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gero (Version vom 29.04.2021)

[184] Gero, Markgraf und Herzog der Ostmark, um 900 geboren, aus einem vorher unbekannten sächsischen Geschlecht, wurde im J. 937 vom Kaiser Otto d. Gr. nach dem Tode des Grafen Siegfried mit der Grenzwacht gegen die Slawen betraut. Er verband ein ungewöhnliches kriegerisches Talent mit hoher Einsicht und Thatkraft, war ein treuer Anhänger Ottos I. und wurde der eigentliche Begründer der deutschen Herrschaft jenseit der Elbe; die Bekämpfung der Slawen sah er als seine Lebensaufgabe an. In stetem, mit List und Waffen geführtem Kampfe faßte er allmählich festen Fuß zwischen Elbe und Oder und schlug alle oft wiederholten Empörungsversuche der Slawen nieder. So entstand durch ihn rechts von der Mittelelbe eine ausgedehnte Grenzmark, der Limes sorabicus. G. selbst wird als dux et marchio bezeichnet. 963 drang er noch über die Oder hinaus vor und nötigte auch die Polen zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit und zur Tributzahlung; darauf pilgerte er nach Rom und legte sein Schwert auf dem Altar Petri nieder. Bald nach seiner Rückkehr starb er, 20. Mai 965; seine ganze Habe vermachte er dem auf einem seiner Erbgüter gestifteten Kloster Gernrode (s. d.) am Harz, wo er auch begraben wurde. Noch lange wurde der gefürchtete Slawenbesieger in Lied und Sage gefeiert. Der „marcgrave Gêre“ im Nibelungenlied mag von ihm den Namen erhalten haben. Sein weites Amtsgebiet wurde nach seinem Tod in sechs Marken geteilt. Vgl. Leutsch, Markgraf G. (Leipz. 1828); O. v. Heinemann, Markgraf G. (Braunschw. 1860).