MKL1888:Galvanische Wärmeentwickelung

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Galvanische Wärmeentwickelung“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 875876
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Galvanische Wärmeentwickelung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 875–876. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Galvanische_W%C3%A4rmeentwickelung (Version vom 28.12.2022)

[875] Galvanische Wärmeentwickelung. Jeder Leiter, durch den eine elektrische Entladung oder ein elektrischer Strom geht, wird dadurch erwärmt. Die entwickelte Wärmemenge wächst im Verhältnis des Widerstandes des Leiters u. im quadratischen Verhältnis der entladenen Elektrizitätsmenge (der Stromstärke). Metalldrähte werden hiernach durch den galvanischen Strom um so höher erwärmt, je dünner sie sind, und je geringer das Leitungsvermögen des Metalls ist, aus dem sie bestehen. Drähte aus leicht schmelzbaren Metallen werden durch starke Ströme geschmolzen, dünne Platindrähte geraten in lebhafte Weißglut. Man benutzt diese Erhitzung zum Sprengen von Minen mittels Patronen, in welchen ein dünner Draht angebracht ist, welcher durch isolierte Leitungsdrähte mit einer galvanischen Batterie in Verbindung gesetzt werden kann. In der Heilkunde bedient man sich galvanisch glühender Platindrähte, um z. B. Geschwüre, um welche der Draht wie eine Schlinge gelegt wird, ohne Blutung gleichsam wegzuätzen; man nennt dieses Verfahren Galvanokaustik. Das helle Licht, welches weißglühende Platindrähte ausstrahlen, wird ebenfalls zu Heilzwecken verwendet, um von außen zugängliche Höhlen des menschlichen Körpers in ihrem Innern zu erleuchten. Auch zu gewöhnlichen Beleuchtungszwecken hat man das elektrische Glühlicht (Inkandeszenzlicht) nutzbar gemacht (s. Elektrisches Licht [Glühlampen]). Selbst bei Batterien, welche auf diese Weise ein herrliches elektrisches Licht geben, ist die Spannung der entgegengesetzten Elektrizitäten an den Polen der offenen Batterie so gering, daß man sie bis auf unmeßbare Entfernung [876] einander nähern kann, ohne daß ein Funke überspringt; einen Schließungsfunken erhält man erst bei Batterien von vielen Plattenpaaren. Gassiot mußte die Pole einer Batterie von 3000 Elementen bis auf 0,2 mm einander nahebringen, bis endlich ein Schließungsfunke überging. Bringt man die Poldrähte einer galvanischen Batterie miteinander in Berührung, so findet an den wenigen Berührungspunkten ein großer Widerstand und daher beträchtliche Erhitzung statt; entfernt man die Drähte wieder voneinander, so sieht man an der Unterbrechungsstelle einen Funken, den galvanischen Funken (Unterbrechungs- oder Öffnungsfunken), erscheinen; verflüchtigte glühende Metallteilchen, welche zwischen den Drahtenden übergehen, vermitteln nämlich die Stromleitung und halten den Strom noch geschlossen, bis die Entfernung zu groß geworden ist. Ist der Strom sehr stark, so bilden die von den Polen losgerissenen glühenden Teilchen einen hellen Lichtstrom, den Davyschen Flammenbogen; besonders glänzend wird diese Erscheinung, wenn man statt der metallischen Poldrähte Kohlenspitzen anwendet, die dabei zu blendender Weißglut erhitzt werden und ein Licht ausstrahlen, welches an Helligkeit mit dem Sonnenlicht wetteifert (s. Elektrisches Licht).