MKL1888:Fruchtbringende Gesellschaft

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fruchtbringende Gesellschaft“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 758
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Fruchtbringende Gesellschaft. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 758. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fruchtbringende_Gesellschaft (Version vom 09.04.2022)

[758] Fruchtbringende Gesellschaft, eine der deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrh., von ihrem Sinnbild, einem Palmbaum, auch Palmenorden genannt, wurde auf Anregung des weimarischen Geheimrats und Hofmarschalls Kaspar v. Teutleben unter besonderer Teilnahme des Fürsten Ludwig von Anhalt 24. Aug. 1617 auf dem Schloß zu Weimar von den regierenden Herzögen Johann Ernst, Friedrich und Wilhelm von Weimar gegründet. Der Zweck derselben war, „bei dem bluttriefenden Kriegsjammer unsre edle Muttersprache, welche durch fremdes Wortgepränge wässerig und versalzen worden, hinwieder in ihre uralte gewöhnliche und angeborne deutsche Reinigkeit, Zierde und Aufnahme einzuführen, einträchtig fortzusetzen und von dem fremd drückenden Sprachenjoch zu befreien“. Als Muster für die Einrichtung der Gesellschaft diente die italienische Akademie della Crusca. Jedes Mitglied erhielt einen bedeutungsvoll sein sollenden, mitunter höchst lächerlichen Namen, außerdem ein Sinnbild und einen Wahlspruch. Präsident der Gesellschaft war stets ein Fürst, wie sie überhaupt fast ausschließlich vornehme Personen zu ihren Mitgliedern zählte; ihre Sitzungen hielt sie später auf dem Schloß zu Köthen, zuletzt in Halle. Obgleich bedeutende Männer, wie der Große Kurfürst und König Karl Gustav von Schweden, auch Dichter, wie Opitz und Logau, zu ihr gehörten, so vertiefte sie sich doch zu sehr in ein müßiges Spiel mit Äußerlichkeiten, als daß sie ihren ursprünglichen Zweck mit Ernst und Ausdauer hätte verfolgen können, und durch ihre puristischen Versuche und hyperkritischen Verbesserungen der deutschen Sprache verfiel sie endlich gar der Lächerlichkeit, bis sie mit dem Tod ihres dritten Oberhauptes, des Herzogs August von Sachsen („der Wohlgeratene“ genannt), 1680 ganz erlosch. Vgl. Heinze, Erzählung von der Fruchtbringenden Gesellschaft (Weim. 1780); Barthold, Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft (Berl. 1848); G. Krause, Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein (Leipz. 1855).