Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Frambösie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 480
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Frambösie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 480. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Framb%C3%B6sie (Version vom 10.01.2023)

[480] Frambösie (v. franz. framboise, „Himbeere“, Erdbeerpocken, indianische, amboinische oder große Pocken, Beerschwamm), eine Krankheit, welche sich auf die heiße Zone beschränkt. Es bilden sich dabei rote, schwammige Auswüchse von der Größe einer kleinen Himbeere bis zu der einer großen Maulbeere, welchen Früchten auch das körnige Ansehen ihrer Oberfläche ähnelt. Sie gehen nicht in wirkliche Eiterung über, sondern ergießen nur allmählich aus ihrer Oberfläche eine klebrige, sich zu höckerigen Krusten verdichtende Feuchtigkeit. Der Ausbruch erfolgt hauptsächlich, außer am Gesicht und Nacken, auch in den Achselgruben, um den After und an den Geschlechtsteilen sowie auch an den untern Gliedmaßen. Die Dauer der Krankheit ist in den günstigsten Fällen bis zum Höhenpunkt der Entwickelung 4–5 Wochen und dann etwa noch 14 Tage bis zu vollendeter Abtrocknung; nicht selten aber währt sie mehrere Monate oder noch länger. In dieser bisher beschriebenen Gestalt ist die F. auf der Küste von Guinea und in einigen andern Ländern Afrikas endemisch und tritt dort hauptsächlich als Kinderkrankheit auf. Da sie aber ansteckend ist, so konnte sie sich, besonders mittels des Sklavenhandels, nach verschiedenen Seiten hin verbreiten und wurde vorzüglich den westindischen Inseln zugeführt, wobei sie einen viel schlimmern Charakter angenommen hat.