Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fragonard“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 479
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Fragonard. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 479. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fragonard (Version vom 01.07.2021)

[479] Fragonard (spr. -nār), 1) Jean Honoré, franz. Maler, geb. 1732 zu Grasse (Var), war Schüler F. Bouchers, bildete sich dann in Rom weiter aus und ward nach seiner Rückkehr durch sein Bild: Koresos und Kallirrhoe Mitglied der Akademie. Dem herrschenden Geschmack sich anbequemend, verließ er das Fach der historischen Malerei ganz und ward der Maler des Vergnügens, der Lust und des heitern Lebensgenusses im Stil von Watteau. In der Revolution verlor er sein durch zahlreiche Staffelei- und Dekorationsmalereien erworbenes Vermögen und starb, da er sich der neuen klassizistischen Richtung nicht mit Erfolg anzuschließen vermochte, 22. Aug. 1806 in Armut und Vergessenheit. Nach ihm stachen die bekanntesten Kupferstecher seiner Zeit; auch ätzte er selbst eine Anzahl Blätter nach eigner Erfindung und nach Tintoretto, Lanfranco, S. Ricci, Ann. Carracci, Tiepolo u. a.

2) Alexandre Evariste, franz. Maler und Bildhauer, Sohn des vorigen, geb. 1780 zu Grasse (Var), war Schüler Davids, verfolgte anfangs die klassische Richtung, ging aber später zur romantischen über. Seine spätern Bilder sind zu theatralisch aufgefaßt. Doch war er glücklich in der Wahl der Motive und keck und sicher in der Ausführung. Er starb 15. Nov. 1850 in Paris. Seine vorzüglichsten Werke sind: die Bürger von Calais vor Eduard im Zelt, Maria Theresia auf dem ungarischen Reichstag, der Einzug der Jungfrau von Orléans. Plastische Werke von ihm sind: der Fronton in der Deputiertenkammer, die Fontäne am Platz Maubert und das bronzene Standbild der Johanna von Laval in Beaufort.