Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flußspat“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 413414
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Flußspat. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 413–414. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Flu%C3%9Fspat (Version vom 11.02.2023)

[413] Flußspat (Fluorit, Fluß, oktaedrisches Flußhaloid, Fluor), Mineral aus der Ordnung der einfachen Haloidsalze, kristallisiert meist in Würfeln, die oft von bedeutender Größe und sehr schön und regelmäßig gebildet, einzeln aufgewachsen oder in Drusen und Gruppen vereinigt sind. Außerdem findet sich der F. häufig derb, blätterig, in körnigen, schaligen und stängeligen Zusammenhäufungen, seltener dicht und erdig. Er besteht aus Fluorcalcium CaFl2 mit 48,72 Fluor und 51,28 Calcium, Härte 4, spez. Gew. 3,1–3,2, ist meist wasserhell, weiß, grün, wein- oder honiggelb, violblau und rot und wird durch Glühen häufig entfärbt. Er ist durchsichtig bis undurchsichtig, mit Glasglanz, phosphoresziert in der Wärme und auf glühenden Kohlen mit grünem oder blauem Schimmer, schmilzt vor dem Lötrohr und liefert, mit Schwefelsäure erwärmt, das Glas ätzende Flußsäuredämpfe. Der dichte F. (Flußstein) ist schimmernd bis matt, durchscheinend, grünlichweiß, grünlichgrau, ins Rote übergehend, zuweilen gefleckt. Der erdige F. (Flußerde) besteht aus staubartigen, losen oder zusammengebackenen Teilen, ist weich und zerreiblich, undurchsichtig, matt blau, bräunlich oder perlgrau. F. findet sich in selbständigen Gängen, häufig mit Schwerspat dieselben erfüllend, und auf den mannigfachsten Erzlagerstätten, auf Erzgängen und Lagern des Ur-, Übergangs- und ältern Flözgebirges, auch auf Hohlräumen und Klüften in Granit und Porphyr, selten und vereinzelt in jüngern Gebirgen, auch als Versteinerungsmittel. Die schönsten Kristalle und Farbenvarietäten finden sich in Derbyshire, die größten Kristalle am Muscononginsee in Nordamerika, gewöhnliche Kristalle und derbe Stücke bei Andreasberg, Lauterbach, Stolberg, Annaberg, Gersdorf, Marienberg, Altenberg, Ehrenfriedersdorf, Zinnwald und vorzüglich Schlaggenwald, in Schlesien (Arnsberg u. Rudelstadt), im Württembergischen und Badischen (Alpirsbach, Schappach und Schrießheim, unweit Heidelberg), in Steiermark und Salzburg etc. Der dichte F. kommt vor auf Gängen bei Straßburg und Stolberg am Harz, in Savoyen, Norwegen (Kongsberg), Schweden, Grönland; die Flußerde gangartig bei Marienberg und Freiberg i. S., bei Halle a. S., Wölsendorf in der Oberpfalz, in Cornwall, Devonshire, Cumberland, in Rußland bei Ratofka (Ratofkit). Manchmal ist der F. bituminös und entwickelt durch Reiben oder Schlagen unangenehmen Geruch, so der hepatische F. aus Illinois und Grönland und der schwarzblaue F. von Wölsendorf in der [414] Oberpfalz, welcher beim Zerschlagen nach unterchloriger Säure riecht. Diese Varietäten enthalten Kohlenwasserstoffe, welche mit Äther ausgezogen werden können und den Geruch bedingen. (Nach Schönbein rührt der Geruch des Wölsendorfer Flußspats von Antozon, nach Loew von freiem Fluor her.) Die Alten benutzten den F. zur Darstellung der murrhinischen Gefäße (s. Murrhina vasa[WS 1]), Prachtvasen, gleich ausgezeichnet durch Kostbarkeit des Stoffes wie Schönheit der Bearbeitung. Jetzt dient er als Flußmittel beim Schmelzen von Kupfer-, Silber- und Eisenerzen, was ihm auch seinen Namen verschafft hat; dann zu gewissen Glasuren und Emails, zur Gewinnung der Flußsäure und zum Ätzen des Glases. Aus den schönern Varietäten werden in England (besonders in Derbyshire) auch Vasen, Dosen, Knöpfe und Uhrgehäuse u. dgl. verfertigt (Spar-ornaments), und man soll daselbst, wie schon im alten Ägypten, verstehen, den E. zu färben oder wenigstens die Stärke seines Kolorits zu erhöhen.

Anmerkungen (Wikisource)