Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flußgötter“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 411
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Flußgötter. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 411. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Flu%C3%9Fg%C3%B6tter (Version vom 09.02.2023)

[411] Flußgötter, in der griech. Mythologie des Okeanos Söhne, Beschützer der Flüsse oder Personifikation derselben, standen wegen ihrer großen Wichtigkeit für die Fruchtbarkeit des Landes in hohem Ansehen und hatten ihre Heiligtümer, ihre Priester, ihre Opfer so gut wie andre Götter. Jedoch war ihr Kultus meist lokaler Natur; nur Acheloos, der größte unter den Flüssen Griechenlands, scheint allgemeiner verehrt worden zu sein. Oft werden sie als die Urheber der Kultur eines Landes, als seine ältesten Könige und die Stammväter seiner edlen Geschlechter genannt. Ihre Wohnung versetzte man in die Tiefe des Flusses oder in Felsengrotten unfern der Quellen. Dargestellt wurden die F. je nach ihrer Größe und Bedeutung bald als große Männer, bald als Jünglinge, meist am Boden gelagert und als an ihr Element gefesselt, von weichlicher Bildung (vorzüglich erfunden ist besonders der Kephisos des Parihenongiebels), charakterisiert durch Wasserurnen, Füllhorn und Schilf, auch wohl durch ein Ruder; in älterer Zeit in völliger Stiergestalt oder in Mischbildung (mit Stierkopf oder Stierleib), auch wohl durch Stierhörner allein an die reißende Natur der Gebirgsbäche erinnernd. Eine der großartigsten Darstellungen ist die Kolossalstatue des Nils im Vatikan, welche 16 Knabenfiguren, die 16 Ellen des Anschwellens vor der Überschwemmung, umspielen (vgl. Nil, mit Abbildung). Der Natur ihres Elements gemäß besitzen alle F. die Kunst der Verwandlung und, wie andre Wassergeister, die Gabe der Weissagung.