MKL1888:Flossen
[393] Flossen (Schwimmflossen), die bei manchen Tieren vorkommenden und zum Schwimmen dienenden Organe. In ihrer einfachsten Form bestehen sie aus einem über den Körper herausragenden scharfkantigen Stück Haut und wirken alsdann gleich dem Kiel eines Schiffs, indem sie die Stetigkeit der Bewegungsrichtung sichern. Gewöhnlich aber können sie durch besondere Muskeln in eine mehr oder minder schräge Stellung zur Linie der Fortbewegung gebracht werden und fungieren so als Steuer oder zugleich als Ruder. Hierher gehören z. B. die unpaaren F. der Fische und andrer im Wasser lebender Wirbeltiere. Bei den Fischen unterscheidet man die Rücken-, After- und Schwanzflosse (über die paaren F. s. unten). Je nachdem sie bloß aus Haut bestehen oder noch von besondern Knorpel- oder Knochenstrahlen gestützt werden, nennt man sie Fett-, resp. Strahlflossen; sind die Strahlen zum Teil Knochenstacheln, so hat man Stachelflossen. Cuvier teilte nach dem Vorhandensein oder Fehlen der letztern die Knochenfische in Stachelflosser (Acanthopterygii) und Weichflosser (Malacopterygii), doch ist dieses Klassifikationsprinzip längst als unbegründet aufgegeben worden. Die Schwanzflosse ist von sehr verschiedener Gestalt, sichelförmig oder abgerundet, langgestreckt oder verkürzt etc., immer aber aus einem obern und einem untern Lappen zusammengesetzt. Sind beide Lappen gleich, so ist die Schwanzflosse „äußerlich homocerk“, ist der untere größer als der obere, „äußerlich heterocerk“. Mit Bezug auf ihr Skelett steht die Schwanzflosse in Verbindung mit der Wirbelsäule; da aber die letztere ebenfalls in ihrem untern und obern Teil gleich oder ungleich (nach oben gekrümmt) [394] sein kann, so unterscheidet man auch eine innerlich homo- und heterocerke Flosse. Auf seine Untersuchungen fossiler Fische, von denen nur die Skelette bekannt sind, gestützt, hatte Agassiz die Heterocercie als den tiefern, nur bei den ältern Fischen vorhandenen Zustand angesehen und die jetzt lebenden Knochenfische für homocerk erklärt. Indessen hat sich gezeigt, daß bei diesen die Homocercie nur äußerlich ist und fast stets eine innerliche Heterocercie besteht, die auch während der Entwickelung am Embryo schon früh eintritt und die ursprünglich vorhandene Homocercie verdrängt. – Die paaren F. entsprechen den Armen und Beinen der höhern Wirbeltiere, sind am Brust-, resp. Beckengürtel befestigt und bestehen aus einer Anzahl größerer Knorpel- oder Knochenstücke, an denen weiter nach außen eine Reihe knorpeliger oder verknöcherter Strahlen sitzen. Die Vergleichung der einzelnen Skelettteile dieser F. mit den Knochen in den Extremitäten der höhern Wirbeltiere ist noch nicht geglückt. – Unpaare F. besitzen auch die Amphibien in der Jugend und zum Teil auch noch im erwachsenen Zustand, jedoch stets ohne Stützapparate; bei den Reptilien sind nur noch Andeutungen derselben vorhanden; dagegen haben viele Waltiere eine Rücken-, alle eine Schwanzflosse. Letztere steht aber nicht wie bei den Fischen senkrecht, sondern liegt wagerecht; erstere ist eine Fettflosse. Die vordern Extremitäten sind bei den Walen gleichfalls in F. umgewandelt, entsprechen aber in ihrem Knochenbau völlig denen der andern Säugetiere.
Flossen (Masseln), hüttenmänn. Bezeichnung für aus dem Eisenhochofen abgelassenes und in Form von Platten und Blöcken erhaltenes Roheisen für den Frischprozeß; daher Flossenbett, Floßherd, der vor dem Hochofen aus Gestübbe hergestellte Formraum, in welchem das Roheisen abgestochen wird.