Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fliegender Fisch“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 373
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Fliegender Fisch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 373. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fliegender_Fisch (Version vom 20.08.2021)

[373] Fliegender Fisch (Fliegender Hering, Flugfisch, Exocoetus L.), Fischgattung aus der Ordnung der Pharyngognathi und der Familie der Hornhechte (Scomberesocides), dem Hering ähnliche, aber gedrungener gebaute Fische mit außerordentlich entwickelten, zugespitzten, ziemlich frei beweglichen Brustflossen, unterhalb derselben eingelenkten Bauchflossen, übereinander stehenden, breiten Rücken- und Afterflossen, tief gegabelter Schwanzflosse, sehr kleinen Zähnen, sehr großen Augen, ansehnlichen Kiemendeckeln, leicht abfallenden Schuppen und sehr großer Schwimmblase. Die etwa 50 Arten leben in großer Zahl in den wärmern Meeren, erheben sich gewöhnlich nur wenig über die Oberfläche des Wassers und fallen bald wieder ein; nur zuweilen erreichen sie eine Höhe von ca. 5 m und schnellen 90–125 m weit fort. Während des Flugs haben sie Brust- und Bauchflossen ausgespannt, schlagen damit aber nicht die Luft, wie es der Vogel thut. Vielmehr ist ihr Flug als eine Wurfbewegung aufzufassen, die sie ihrem Körper mittels sehr stark ausgebildeter Seitenrumpfmuskeln erteilen, ebenso wie auch andre Fische im Wasser sich stark vorwärts schnellen. Sie werfen sich oder springen mit großer Geschwindigkeit aus dem Wasser, weil die Luft geringern Widerstand bietet als letzteres, und fallen nach einiger Zeit zurück, wobei die Flossen als Fallschirm dienen. Am weitesten fliegen sie gerade gegen den Wind und werden von der stark strömenden Luft, die an Schiffsseiten oder Wellen in die Höhe steigt, so weit gehoben, daß sie über den Wellenberg oder über das Schiff hinwegfliegen. Nur wenn die Schwanzflosse in das Wasser taucht, beschreiben sie in der horizontalen Ebene ihrer Bahn einen Bogen nach der rechten oder linken Seite hin. Sie werden wohl von größern Raubfischen und Seevögeln stark verfolgt, aber ihr Flug kann nicht ausschließlich als eine Flucht vor jenen betrachtet werden. An den Küsten Süd- und Mittelamerikas werden sie gegessen; in Brasilien dienen sie als Köder beim Angeln. Die bekannteste Art ist der Hochflieger (gemeiner f. F., E. volitans L., s. Tafel „Fische II“), 50 cm lang, oben azurblau, unten silberweiß, mit durchscheinend blauen Brustflossen, findet sich in europäischen Meeren. Vgl. Möbius, Die Bewegungen der fliegenden Fische (Leipz. 1878).