Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flavius“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 348
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Flavius. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 348. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Flavius (Version vom 19.11.2021)

[348] Flavius, Name eines zur Zeit der Römerherrschaft durch ganz Italien verbreiteten Geschlechts. Die namhaftesten Träger desselben sind:

1) Gnäus F., Sohn des Ancus, war Schreiber des Zensors Appius Claudius Cäcus zu Rom und veröffentlichte als solcher ein Verzeichnis der sogen. Legis Actiones, unter dem Namen Jus Flavianum öfters erwähnt, sowie der sämtlichen Dies fasti und nefasti, wovon bis dahin zum Nachteil der Plebejer die Patrizier allein genauere Kenntnis besessen hatten. Das Volk erhob ihn dafür 304 v. Chr. zum kurulischen Ädilen.

2) Gajus F. Fimbria, wurde in dem Bürgerkrieg zwischen Sulla und Marius dem Konsul L. Valerius Flaccus, der 86 v. Chr. nach Asien geschickt ward, um Sulla vom Oberbefehl gegen Mithridates zu verdrängen, als Legat beigegeben, erregte in Byzanz eine Meuterei unter den Truppen, durch die der Konsul den Tod fand, übernahm darauf selbst den Oberbefehl gegen Mithridates, brachte diesem mehrere bedeutende Verluste bei und zog darauf plündernd und verwüstend in ganz Kleinasien umher, wobei er namentlich auch Ilion zerstörte, dessen er sich durch Verrat bemächtigt hatte. Als aber Sulla 84 nach Asien übersetzte und mit Mithridates Frieden schloß, suchte er vergebens mit Sulla zu unterhandeln, vergebens auch sich seines Gegners durch Meuchelmord zu entledigen. Sein Heer verließ ihn, er mußte nach Pergamon fliehen und fiel hier im Tempel des Äskulap durch die Hand eines Sklaven, nachdem er sich selbst schon eine Wunde beigebracht hatte. Seine Truppen, die Fimbrianer, mußten zur Strafe für die Meuterei bis zum Ende des dritten Mithridatischen Kriegs in Asien dienen.