Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flüggen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 401
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Flüggen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 401. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fl%C3%BCggen (Version vom 09.02.2023)

[401] Flüggen, 1) Gisbert, Maler, geb. 9. Febr. 1811 zu Köln, lernte als Knabe in einer Galanteriewarenfabrik seiner Vaterstadt, wendete sich später der Kunst zu und ging 1833 zu seiner Ausbildung nach München, wo er 1835 seinen bleibenden Wohnsitz nahm und 3. Sept. 1859 starb. Seine Bilder sind ausgezeichnet durch technische Vollendung, glückliche Gruppierung und lebensvollen Ausdruck. In der Wahl der Stoffe erinnert er an Hogarth und Wilkie, er liebte gleich diesen die Schilderung der Kontraste und Konflikte des sozialen Lebens. Zu seinen besten Bildern gehören: der Sonntagnachmittag; der unterbrochene Ehekontrakt (von Driendl lithographiert); die überraschten Diener; die Politiker; der Schachspieler (von Köhler lithographiert); die Spieler, im städtischen Museum in Mainz; Vaterfreude, dreimal wiederholt; die Verlobung; die Weinprobe (von Raab gestochen); die Prozeßentscheidung; die Goldmakler (von Geyer gestochen); der Morgenkuß; die Auspfändung. Außerdem fanden sein Wucherer und Künstler, die Waise, die Genesende und die Sänger auf dem Chor einer Dorfkirche lebhaften Beifall. Als seine Meisterwerke gelten: die letzten Augenblicke des Königs Friedrich August von Sachsen, im Besitz des Königs von Sachsen, und die Erbschleicher, im Museum zu Hannover.

2) Joseph, Maler, Sohn des vorigen, geb. 1842 zu München, bildete sich anfangs bei seinem Vater, dann auf der Akademie und insbesondere bei Karl Piloty aus. 1866 ging er nach Paris, London und Antwerpen und nahm in letzterer Stadt viel von der altertümlichen Richtung des Malers Leys an. Seine Porträte sind von lebensvoller Auffassung und geschickter Modellierung; seine Genrebilder, weniger geistvoll als die seines Vaters, sind in den Motiven einfach und verraten einen feinen Takt in der Komposition und im Kolorit. Das erste derselben war (1868) die von ihrem Schwager vertriebene Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die mit ihren vier Kindern im Winter in einer verfallenen Hütte Zuflucht findet. Der Wirtin Töchterlein, nach Uhland (1869), sprach die auf das Empfindsame gerichtete Eigenart seines Talents noch deutlicher und erfolgreicher aus, und der gleichen Richtung gehören auch seine spätern Schöpfungen an: Familienglück; am Strand von Genua; das schmollende Liebespaar; Milton, der das „Verlorne Paradies" diktiert; des Goldschmieds Töchterlein; die Landgräfin Margarete, die von ihren Kindern Abschied nimmt; Regina Imhof, spätere Gemahlin Georg Fuggers, die Brautgeschenke empfangend; die Taufe des Kaisers Maximilian I. Seine süßliche Farbengebung und seine flaue Charakteristik sind der Ausdruck seiner Empfindungsweise.