Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flüevogel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 398
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Flüevogel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 398. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fl%C3%BCevogel (Version vom 03.11.2024)

[398] Flüevogel (Accentor Bchst.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae) und der Unterfamilie der Flüevögel (Accentorinae), kräftig gebaute Vögel mit mittellangem, kegelförmigem, an der Wurzel breitem Schnabel, dessen Firste am Grund eingedrückt und dessen Ränder etwas einwärts gebogen sind. Die Flügel reichen über die Mitte des Schwanzes hinaus, die dritte Schwinge ist die längste, der kurze, mäßig breite Schwanz ausgerandet, Füße und Zehen sind kräftig. Der Alpenflüevogel (Flüelerche, Stein-, Blümtlerche, Accentor alpinus Bchst.), 18 cm lang, 30 cm breit, oberseits graubraun, an Mantel und Schultern dunkelbraun gefleckt, an der Kehle weiß mit braunen Muschelflecken, an der Unterseite bräunlichgrau, seitlich rostrot, auf den Flügeln mit zwei weißen Binden; das Auge ist braun, der Schnabel oben schwarz, unten horngelb, der Fuß gelbbräunlich. Er bewohnt die höhern Gebirge Süd- und Mitteleuropas und Mittelasiens, kommt im Winter in die Thäler herab und ist einer der vorzüglichsten Sänger der Alpen. Er nistet zweimal im Jahr in Steinritzen und Löchern oder in Alpenrosengebüsch und legt 4–6 blaugrüne Eier. In der Gefangenschaft wird er sehr zahm. Die Braunelle (Waldllüevogel, Graukehlchen, Baumnachtigall, A. [Tharrhaleus] modularis Kaup), 15 cm lang, 21,5 cm breit, an Kopf und Hals aschgrau, auf dem Oberkopf braun, in der Ohrgegend heller gestrichelt, an Brust und Bauch weißlich, an den Seiten bräunlich, dunkel gestrichelt, an Schwingen und Steuerfedern braunschwarz, auf den Flügeln mit weißer Binde. Auge und Schnabel sind braun, der Fuß rötlich. Er bewohnt Mitteleuropa, zieht im Winter nach Südeuropa, Nordafrika und Westasien und lebt bei uns von März bis Oktober, anfangs im Gebüsch, dann vorzugsweise in Nadelwäldern des Gebirges. Er hüpft auf der Erde sehr gewandt, schlüpft durch das dichteste Gebüsch, fliegt sehr schnell, singt gern auf hohen Zweigen oder dem Wipfel der Bäume und nährt sich von Kerbtieren, im Frühjahr von feinen Sämereien. Er nistet in Fichtenbüschen, etwa 1 m über dem Boden, und legt im Mai und Juli 4–6 grünlichblaue Eier (s. Tafel „Eier I“, Fig. 48), welche von beiden Geschlechtern in 13–14 Tagen ausgebrütet werden. Der Gesang ist unbedeutend.