Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flöte“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 394
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Flöte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 394. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fl%C3%B6te (Version vom 12.02.2023)

[394] Flöte (ital. Flauto, franz. Flûte, engl. Flute), eins der ältesten Holzblasinstrumente, bei welchem die Tonerzeugung nicht vermittelst schwingender Zungen (wie bei Oboe, Fagott, Klarinette etc.), sondern durch einen schmalen, gegen eine scharfe Kante geleiteten Luftstrom geschieht (vgl. Blasinstrumente). Das Instrument wird entweder mittels eines Mundstücks (Schnabel) angeblasen, welches den Luftstrom genau wie bei den Flötenpfeifen der Orgel durch einen engen Spalt (Kernspalt) gegen den obern Rand des darüber befindlichen Aufschnitts leitet (Schnabelflöte, Plockflöte, Blochflöte, gerade F., Flûte à bec, Flûte droite; vgl. Schwegel), oder aber (wie bei der jetzt einzig üblichen Flötenart) der Bläser spitzt die Lippen, so daß ein schmaler, bandförmiger Luftstrom entsteht, den er gegen die scharfe Kante eines runden Anblaselochs des schräg gehaltenen Instruments richtet (Querflöte, Flauto traverso, Flûte traversière, Flûte allemande, German flute). Die F. in ihrer heutigen Gestalt ist ein deutsches Instrument, ihr ältester Name ist „Schweitzerpfeiff“. Die verschiedenen Töne des in d′ stehenden Instruments werden teils durch Überblasen (Überschlagen in die Obertöne des Rohrs), teils durch Verkürzung des Rohrs durch Öffnen von Tonlöchern hervorgebracht. Die moderne F. (System Böhm) hat 14 Tonlöcher, welche durch Klappen geschlossen werden. Über die Verdienste Böhms um die Konstruktion der F. s. Böhm 2). Der Umfang der F. reicht von h bis c4 (chromatisch). Kein Orchesterinstrument, selbst die Violine nicht ausgenommen, ist so beweglich wie die F., auf der selbst die größten Sprünge in schnellem Tempo leicht ausführbar sind (vgl. auch Doppelzunge). Im 15.–17. Jahrh. wurde die F. wie alle andern Instrumente in verschiedenen Größen gebaut (Diskant-, Alt- und Baßflöte). Heute ist neben der „großen“ F. nur noch die eine Oktave höher stehende „kleine“ F. (Pickelflöte, Flauto piccolo, Ottavino) im Gebrauch; in Frankreich und Belgien daneben das Flageolett (s. d.). In Militärmusiken finden sich auch noch die um einen Halbton, resp. eine kleine Terz höher als das Piccolo stehenden kleinen Flöten in es″ und f″. Veraltet sind die Terzflöte (in f′), Quartflöte (in g′) und Flûte d’amour (in b). Schulen für das Flötenspiel schrieben: Berbiguier, Hugot und Wunderlich, Fürstenau, Fahrbach, Tulou, W. Popp, Terschak; Übungs- und Vortragsstücke: Drouet, Doppler, Terschak, Briccialdi, Böhm etc. Vgl. Böhm, Über den Flötenbau (Mainz 1847); Derselbe, Die F. und das Flötenspiel (Münch. 1847). Veraltet sind die bezüglichen Werke von Quantz, Tromlitz, Devienne etc. – In der Orgel ist F. der gemeinsame Name für alle Labialstimmen, besonders aber kommt derselbe in vielfach spezialisierender Zusammensetzung vor, wie: Querflöte, Schweizer F., Zartflöte, Fernflöte, Stillflöte, Dulzflöte, Hellflöte, Hohlflöte, Tubalflöte, Feldflöte, Waldflöte, Spillflöte, Blockflöte, Pyramidflöte, Doppelflöte, Rohrflöte etc. Die meisten mit F. bezeichneten Stimmen stehen im 4- oder 8-Fußton; zu 2 und 1 Fuß heißen sie gewöhnlich „Pfeife“ (Schweizer Pfeife, Feldpfeife etc.).