MKL1888:Filigran
[260] Filigran (ital. Filigrána, franz. Filigrane, v. lat. filum-granum, „Korn-Faden“, Filigranarbeit), Zieraten, Schmuck- und Kunstsachen aus feinen, auf verschiedene Art gebogenen und zusammengelöteten Gold-, Silber-, versilberten Kupfer-, Eisendrähten, meist Laubwerk, Arabesken etc. darstellend. Besonders geschätzt ist römische und florentinische Filigranarbeit. In neuester Zeit sieht man auch häufig norwegische Filigranarbeit und das „Fer de Berlin“. Die Funde von Schmucksachen in Italien, auf der Krim etc. beweisen, wie hochgeschätzt das F. im Altertum war, und welche Vollkommenheit in der Behandlung desselben die Goldschmiede damals erreicht hatten. Neben den auf Metallstücken aufgelöteten Fäden findet man an griechisch-römischen Schmuckarbeiten auch feine Goldkörner zur Herstellung eines matt glänzenden Grundes angewandt. Auch die Kelten brachten F. in Verbindung mit Steinen und Glasfluß zur Anwendung. Die höchste Ausbildung erlangte das F. in China und Indien, wo man Gold- und Silberfäden von außerordentlicher Dünnheit verarbeitet und das F. auch zur Fassung von Raritäten und kleinen Schmuckgegenständen verwendet. Die Goldschmiedekunst des Mittelalters, namentlich der byzantinischen und romanischen Periode, bediente sich ebenfalls gern der aufgelöteten Drähte. Von daher hat sich die Technik in vielen Gegenden als Hausindustrie erhalten, so bei den Türken und den slawischen Völkern der Türkei, in Norwegen; in deutschen Gebirgsländern (z. B. Salzburg) und in Italien (Genua) macht man die zierlichsten Schmucksachen in durchbrochener Arbeit, also ohne Metallunterlage, namentlich Blattwerk, welches gitterartig aus den feinsten Drähten zusammengesetzt ist. In diesem Fall sind die Drähte nicht eingekerbt oder gekörnt, was bei den aufgelöteten Filigranornamenten die Regel bildet und vielleicht den Namen am einfachsten erklärt. In der Papierfabrikation kommt F. in dem korrumpierten Filagramm (s. d.) vor. – Filigranist, Filigranarbeiter; filigranisieren, Filigranarbeit machen.