Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Feuillet“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 227
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Feuillet. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 227. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Feuillet (Version vom 17.02.2024)

[227] Feuillet (spr. fö́jä), Octave, franz. Schriftsteller, geb. 11. Aug. 1820 zu St.-Lô (La Manche), debütierte unter dem Namen Désiré Hazard im „National“ mit einem Roman: „Le grand vieillard“ (mit Bocage, 1845), und ließ dann in der „Revue nouvelle“ und „Revue des Deux Mondes“ eine Reihe andrer nachfolgen, von denen „Le roman d’un jeune homme pauvre“ (1854, bald darauf auch dramatisiert) zuerst durchgriff und seinen Namen in weitesten Kreisen bekannt machte. Die Vorzüge und Mängel der Feuilletschen Muse treten schon in diesem Werke klar zu Tage: einerseits ausgesprochene Ehrbarkeit und ein gewisser Adel der Gesinnung und des Stils nebst technischer Sicherheit, anderseits etwas Unmännliches und Unentschiedenes, ein übertriebene Diskretion, die ihm aber gerade den besondern Beifall der gebildeten Frauenwelt erwarb, dessen er sich bis heute erfreut. In einigen spätern Werken suchte F. allerdings diese Schwäche von sich abzuschütteln, verfiel aber dabei in das andre Extrem und behandelte sehr gewagte Probleme, denen seine Gestaltungskraft nicht gewachsen war. Wir nennen von seinen Werken noch: das Schauspiel „Dalila“ (1857); den von Mystizismus getränkten Roman „Histoire de Sibylle“ (1862), welchen G. Sand mit der freigeistigen „Mademoiselle de la Quintinie“ beantwortete; die wirkungsvolle Komödie „Montjoie“ (1863), worin er der wurmstichigen Moral der Gesellschaft des zweiten Kaiserreichs den Spiegel vorhielt; den anspielungsreichen Roman „Monsieur de Camors“ (1867); das Schauspiel „Julie“ (1869) und den Roman „Julia de Trécœur“ (1872), welcher einige Jahre später dramatisiert unter dem Titel: „Le Sphinx“ auf dem Théâtre français Aufsehen erregte; ferner den Einakter „L’acrobate“ (1873); das Lustspiel „Les portraits de la marquise“ (1882) und als die letzten Romane: „Un mariage dans le monde“ (1875), „Les amours de Philippe“ (1877), „Le journal d’une femme“ (1878), „Histoire d’une Parisienne“ (1881) und „La morte“ (1886). Außerdem pflegte F. mit vielem Erfolg das sogen. Proverbe (s. d.); dahin gehören: „Le Pour et le Contre“ (1854), ein Muster der Gattung; „Le cheveu blanc“, „La partie des dames“, „Le fruit défendu“, „Péril en demeure“, „La fée“ u. a. F. lebt ziemlich zurückgezogen und zwar den größten Teil des Jahrs über in seiner normännischen Heimat. Seit 1862 ist er Mitglied der Akademie.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 283
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[283] Feuillet, Octave, franz. Dichter, starb 29. Dez. 1890 in Paris.