Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Feuerung“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 294296
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Feuerung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 294–296. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Feuerung (Version vom 28.11.2022)

[294] Feuerung.[WS 1] Um bei Feuerungen, besonders von Dampfkesseln, ohne von der Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit des Heizers unabhängig zu sein, eine regelmäßige und gleichmäßige Beschickung der Roste zu erzielen, hat man schon seit längerer Zeit mechanische Feuerungsapparate (mechanische Heizer) konstruiert und einzuführen versucht, doch waren dieselben bisher entweder unvollkommen konstruiert, so daß sie ihre Aufgabe, den Rost mit einer gleichmäßigen Schicht Brennmaterial zu bedecken, nicht zu stande brachten, oder sie waren im Bau sehr kompliziert und bedurften deshalb häufiger Reparaturen. Deshalb haben die mechanischen Heizer bis jetzt, wenigstens in Deutschland, wenig Anklang gefunden und sind meist nach kurzem Versuch wieder abgeworfen worden. Neuerdings wird nun von der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz ein mechanischer Feuerungsapparat nach Leachs Patent (D. R.-P. Nr. 52,490) gebaut, der sich durch seine einfache Konstruktion auszeichnet, anscheinend auch gut arbeitet und deshalb vielleicht weitere Verbreitung finden mag. Die Figur S. 295 zeigt den vordern Teil eines mit dem mechanischen Feuerungsapparat, Patent Leach, ausgerüsteten Flammrohrkessels im Längsschnitt. Der ganze Apparat ist an der Platte a montiert. Der Trichter b dient zur Aufnahme der Kohle und kann unten durch den Schieber c geschlossen werden. Damit sich die Kohle nicht unten im Trichter festsetzt, ist ein hin und her schwingender Rührer d vorgesehen. Aus dem Trichter fällt die Kohle in den kastenförmigen, durch eine Zwischenwand in zwei Fächer geteilten Verteilungsschieber e, der in dem Gehäuse f seitlich, d. h. parallel zur Stirnfläche des Kessels, hin und her bewegt wird. Diese Bewegung erfolgt mittels einer Kurbelschleife. Das Gehäuse f ist breiter (parallel zur Stirnfläche des Kessels gemessen) als die untere Mündung des Trichters, so daß der Schieber e in beiden Seiten der Trichtermündung um die Breite eines seiner Fächer verschoben werden kann. Der Boden des Gehäuses f ist, so weit er unter der Trichtermündung liegt, geschlossen, [295] dagegen beiderseits derselben mit einer der Größe eines Schieberfaches entsprechenden Öffnung versehen, unter welcher sich je eine Kammer h befindet (in der Zeichnung ist nur eine im Durchschnitt sichtbar). Steht nun der Schieber e mit seinem einen Fach unter der Trichtermündung, so steht das andre Fach über dem einerseits angebrachten Ausschnitt des Gehäusebodens, bez. über der zugehörigen Kammer h. Hierbei ist das erste Fach vom Trichter aus mit Kohlen gefüllt, während das andre seinen Inhalt in die zugehörige Kammer h fallen gelassen hat. Wird nun der Schieber e in seine andre Stellung gebracht, so wird dadurch das mit Kohlen gefüllte Fach über die andre Kammer h geführt und entleert sich in diese, während das leere Fach sich unter die Trichtermündung schiebt und Füllung erhält. Bei der nächsten Rückbewegung des Schiebers wird letzteres wieder zur Entleerung gebracht und das andre gefüllt. Auf diese Weise werden die Kammern h in kurzen Pausen abwechselnd mit Kohlen versehen. Beide münden in einiger Höhe über dem Rost in den Feuerraum, so daß die hineinfallenden Kohlen von den Flügeln des in der Pfeilrichtung schnell umlaufenden Flügelrades i erfaßt und auf den Rost geschleudert werden. Nun ist das Flügelrad aber so angebracht, daß der Wurf nicht horizontal, sondern etwas schräg nach oben erfolgt, so daß die Kohlen zuerst schräg gegen die Klappe k anschlagen und von da aus schräg abwärts fliegen. Hierdurch wird eine gleichmäßige Verteilung der Kohlen über die Rostfläche der Länge nach bezweckt. Stellt man nämlich die Klappe k ganz flach, so fliegen die Kohlen bis zum hintersten Teil des Rostes mit; nähert man aber allmählich die Klappe der punktierten Stellung, so wird dadurch die Flugrichtung entsprechend geneigt, und die Kohlen gelangen zu weiter nach vorn gelegenen Rostteilen. Die Bewegung der Klappe erfolgt nun selbstthätig so, daß das Brennmaterial richtig verteilt wird. Die Welle der Flügelräder i ist zugleich die Antriebswelle für den ganzen Apparat, welche mittels Riementriebes von einer Transmissionswelle aus in Umdrehung versetzt wird (ca. 500 Umdrehungen in der Minute). Die Antriebswelle bewegt mittels Schraube ohne Ende ein Schneckenrad, welches mittels Kurbelzapfens in die die Bewegung des Verteilungsschiebers e bezweckende Kurbelschleife eingreift. Der Kurbelzapfen kann an dem Schneckenrad in radialer Richtung verstellt werden, wodurch eine Regulierung des Hubes des Schiebers e und somit der zugeführten Kohlenmenge ermöglicht ist. Die Verstellung der Klappe k erfolgt vom Schneckenrad aus mittels weiterer Räder, eines Exzentriks sowie Zugstangen und Hebel. Die Feuerthür r dient zum Beschicken des Rostes durch den Heizer bei stillstehender Transmission sowie zum Abschlacken, Schüren etc. Der Rührer d ist nur dann anzubringen, wenn Kohle in kleinern Stücken verfeuert werden soll. Handelt es sich um die F. mit gewöhnlicher Förderkohle, d. h. mit Kohle, wie sie aus der Grube kommt, oder mit grober Stückkohle, so werden über dem Verteilungsschieber an Stelle des Rührers Zerkleinerungswalzen eingeschaltet. Die ausführende Firma macht über die Verwendung und die Vorteile des Apparats folgende Angaben: Der mechanische Feuerungsapparat, Patent Leach, läßt sich an jedem vorhandenen Kessel nach Entfernung der bisherigen Feuerthüren anbringen. Da die Feuerthüren nur beim Abschlacken geöffnet und die Kohlen fortwährend in kleinern Mengen aufgegeben werden, so wird dadurch bei geringem Luftüberschuß eine höhere Temperatur im Verbrennungsraum und eine fast vollständig rauchfreie Verbrennung bedingt. Jeder Apparat wird vor dem Versand auf gutes Funktionieren, besonders auf gleichmäßige Verteilung der Kohle auf dem Rost, untersucht. Die Menge der zur Verbrennung kommenden Kohle läßt sich ganz beliebig regulieren, so daß sowohl eine ganz mäßige Verdampfung als auch stärkste Beanspruchung des Kessels nach Belieben erzielt werden kann. Bei gleichmäßiger Dampfentnahme ist es möglich, die Kohlenzuführung genau dem Betriebsbedürfnis entsprechend einzustellen. Da die Feuerthüren seltener geöffnet werden, so werden auch die Temperaturschwankungen im Feuerraum verringert, was für die Haltbarkeit des Kessels von Belang ist. Die Bedienung des Apparats ist sehr einfach und leicht, so daß bei größern Dampfkesselanlagen das Heizerpersonal vermindert und dadurch eine Lohnersparnis erzielt werden kann. Der Apparat ermöglicht die Verbrennung der billigsten Kohlensorten (Gruskohlen, Förderkohlen) und damit eine Verminderung der Brennmaterialkosten. Bei

Leachs mechanischer Feuerungsapparat.

Anfragen oder Bestellungen sind zur Bestimmung der Größe und Konstruktion des erforderlichen Apparats Angaben über die Kessel- und Rostgröße sowie möglichst eine Skizze der vordern Stirnwand beizufügen.

Die Reinigung der Fabrikschornsteine von Ruß erfolgt während des Betriebes am einfachsten durch das sogen. Abschießen. Hierbei ist jedoch größte Vorsicht anzuraten. Damit die Feuerungszüge keiner Beschädigung ausgesetzt sind und kein dem Mauerwerk der F. schädlicher Rückschlag möglich ist, darf das Abschießen unter allen Umständen nur bei geschlossenem Fuchsschieber erfolgen. Bei sehr hohen und weiten Schornsteinen (etwa von 40 m Höhe und 3 qm unterm Querschnitt an) könnte statt des üblichen Abbrennens einer Ladung Schießpulver im Fuchs das wirkliche Abschießen, wie es bei den Winderhitzern der Hochöfen namentlich in den rheinisch-westfälischen Hüttenwerken üblich ist, zur Anwendung kommen. Dieses Abschießen erfolgt mittels eines kleinen Böllers, welcher möglichst genau in die Achse des Schornsteins eingestellt wird. Der Böller wird dann von außen her abgeschossen, wobei der Schuß mitten durch den Schornstein aufwärts wirkt und eine sehr kräftige Ablösung von Ruß und Flugasche herbeiführt. Wird jedoch dies Abschießen für [296] gefahrvoll erachtet, so wird die Pulverladung auf einen Bogen Papier gefüllt und mitten unter den Schornstein gelegt. Das Papier wird dann an einem Ende in Brand gesetzt und die Einführungsöffnung rasch verschlossen, so daß die Verpuffung des Pulvers innerhalb des allseitig geschlossenen Schornsteins stattfinden muß. Über die Menge des abzubrennenden Pulvers lassen sich bestimmte Angaben nicht machen, teils wegen der Verschiedenartigkeit der Schornsteine, teils wegen der Ungleichheit der Pulversorten. Man probiert die Menge aus, indem man beim einfachen Abbrennen mit 50 g, beim eigentlichen Abschießen mit 100 g beginnt und nach Besichtigung des hiermit erreichten Erfolges nötigen Falls die Ladung vergrößert.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche im Hauptteil den Artikel Feuerungsanlagen sowie Feuerungen in Band 18.