Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Felder“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 111
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Felder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 111. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Felder (Version vom 05.12.2021)

[111] Felder, 1) Cajetan, Freiherr von, Bürgermeister von Wien, geb. 19. Sept. 1814 zu Wien aus unbemittelter Familie, ward im Benediktinerstift Seitenstätten erzogen, studierte dann die Rechte, wurde 1841 Advokat, Gerichtsdolmetsch für romanische und germanische Sprachen und Supplent der Staatengeschichte, der Statistik und des Völkerrechts an der Universität, 1848 Hof- und Gerichtsadvokat sowie Mitglied des Gemeinderats und 1861 des Landtags, wo er sich der Verfassungspartei anschloß. 1868 als Nachfolger Zelinkas zum Bürgermeister der Hauptstadt erwählt, machte er sich um die Neugestaltung Wiens, um Hochquellenleitung und Donauregulierung, Reform der Kommunalverwaltung, Schul-, Sanitäts-, Armen- und Verkehrswesen hochverdient. Seit 1869 Mitglied des Herrenhauses, legte er im Juni 1878 sein Amt als Bürgermeister nieder und wurde 1880 zum Landmarschall von Niederösterreich ernannt. Außerdem steht er an der Spitze der Direktion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Auch ist er Mitglied der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie, da er sich durch naturwissenschaftliche Schriften hervorgethan hat. Er schrieb ferner: „Die Gemeindeverwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 1867–77“ (Wien 1872–77, 3 Bde.).

2) Franz Michael, Naturdichter und Romanschriftsteller, geb. 13. Mai 1839 zu Schoppernau im Bregenzer Wald, als Bauer erzogen, aber frühzeitig zu bildender Lektüre und dichterischer Wiedergabe der eignen Eindrücke hinneigend, mußte sich trotz seines Wunsches, zu studieren, dem Bauernberuf widmen, setzte aber sein Selbststudium und seine litterarischen Versuche fort. Er gewann auf die Bevölkerung seiner Heimatsthäler durch sein gemeinnütziges Wirken großen Einfluß, wurde jedoch dafür vom Haß des einflußreichen Klerus und der ganzen ultramontanen Partei getroffen und war daher mancherlei Verfolgungen ausgesetzt. Nachdem er jahrelang in völliger Verborgenheit dichterisch geschaffen hatte, veröffentlichte er 1863 seine erste Erzählung: „Der Nümmamüller“. In weitern Kreisen aber wurde er durch die kräftig-originellen Bücher: „Sonderlinge. Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder“ (Leipz. 1867, 2 Bde.) und „Reich und Arm“ (das. 1868) bekannt. Er starb, noch nicht 30 Jahre alt, 26. April 1869 in Bregenz, wo 1872 seine Büste aufgestellt ward. Vgl. Sander, Franz F. (Feldkirch 1874).