Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Falun“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 23
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Falun. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 23. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Falun (Version vom 26.06.2021)

[23] Falun, Hauptort des schwed. Falu- oder Kopparberg-Läns, eine alte, wegen ihrer Kupferbergwerke längst berühmte Bergstadt, liegt in einem weiten Thalgrund zwischen den Seen Warpan, Tisken und Runn am Flüßchen Faluå und steht durch Eisenbahn mit Gefle und Gotenburg in Verbindung. Sie ist seit dem Brand von 1761 neu und regelmäßiger aufgebaut worden, hat meist mit Schlacken gepflasterte Straßen, im ganzen aber wegen des Kupferrauchs und Dampfes der nahen Hüttenwerke, der nicht selten darüberliegt, ein düsteres Ansehen. Die Stadt hat 6 Plätze, 2 Kirchen (die alte Kupferbergskirche ward schon 1350 erbaut), eine Bergschule, eine höhere „allgemeine Lehranstalt“, eine Gewerbeschule, Lehrerinnenseminar, Taubstummenanstalt, ein Museum (seit 1838), ein Kornmagazin, bedeutende Flachs- und Baumwollspinnerei, Fabriken für Decken und Fußteppiche aus Kuhhaar, Tabakspfeifen, Leder etc. und (1883) 7507 Einw., wovon etwa ein Siebentel aus Grubenarbeitern besteht. Im W., noch im Umfang der Stadt, liegt das berühmte, seit länger als 500 Jahren bearbeitete Kupferwerk, eine ungeheure offene Pinge, wie bei Dannemora. Seit 1616 ist dasselbe im Besitz einer Aktiengesellschaft. Die Erzmasse lagert zwischen zwei aus Talk und Glimmer bestehenden Gängen, welche von NW. nach SO. führen, in der Tiefe von 380 m sich vereinigen und nun allen weitern Erzzugang abschneiden. Die große Tagöffnung (Stöten genannt), welche durch zwei furchtbare Einstürze 25. April und 24. Juni 1687 entstand und besonders 1833 und 1876 durch große Erdrutsche erweitert wurde, ist 385 m lang, 211 m breit und 96 m tief; in dieselbe steigt man in schrägen Gängen hinab, in welchen Treppen von Holz und Eisen angebracht sind. Zur Aufförderung des Erzes und des Wassers aus der großen Grube sind Schächte angelegt; das Wasser, welches die Kunst- und Spielräder treibt, wird vermittelst eines Kanals aus dem See Wellan herbeigeleitet. Der Grubenbau wird teils ausschließlich durch Sprengen, teils durch Sprengen und Feuersetzen betrieben. Das Kupfererz ist ein aus Eisen, Schwefel und Kupfer bestehender Schwefelkies, der Kupfergehalt sehr verschieden (von 1/4–20 Proz.). Außerdem enthält das Kupfererz öfters zerstreute Beimischungen von Zink, Blei etc., die nur durch Schmelzen ausgeschieden werden können. Jeden achten Zentner des bereiteten Kupfers erhebt seit 1804 die Krone als Steuer. Außerdem gewinnt man etwas Gold, Silber (500 kg jährlich), Blei, Schwefel, Eisenvitriol. Übrigens hat der Ertrag des Bergwerks gegen früher abgenommen; während 1650 über 32,000 metr. Ztr. Garkupfer gewonnen wurden, betrug die Aufförderung in den letzten Jahrzehnten nur etwa 7300 metr. Ztr. Garkupfer und ist seit 1880 noch erheblich gesunken (in F. und dem in Östergötland belegenen Ätvidaberg zusammen von 21,000 auf 16,000 metr. Ztr. im J. 1884). F. ist Sitz des Landeshauptmanns und des Bergmeisters für den Gefle-Daladistrikt. Das Ereignis, daß man 1719 in der Tiefe von 130 m die unversehrte Leiche eines Jünglings fand, der 1670 dort verunglückt war und nun von einem alten Mütterchen als ihr Bräutigam erkannt wurde, hat E. T. A. Hoffmann den Stoff zu einer Novelle, H. Heine zu einer Ballade, v. Holstein zu seiner Oper „Der Heideschacht“ gegeben.