Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Füssen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 802803
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Füssen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 802–803. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:F%C3%BCssen (Version vom 01.04.2023)

[802] Füssen, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, am Fuß der Alpen, 797 m ü. M., links am Lech, unweit des Austritts desselben aus Tirol, Sitz eines Bezirksamtes und eines Amtsgerichts, hat 6 kath. Kirchen, ein Franziskanerkloster, ein Schloß, eine große Seilerwarenfabrik (mit 750 Arbeitern, jährlicher Produktion im Wert von 2,600,000 Mk. und bedeutender, durch Herstellung eines Felsentunnels gewonnener Wasserkraft) und (1885) 2767 kath. Einwohner. Das im südlichen Teil der Stadt auf einem Felsen gelegene umfangreiche Schloß, von dessen Turme man eine reizende Aussicht genießt, ist durch den am 22. April 1745 zwischen dem Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern und Maria Theresia daselbst abgeschlossenen Frieden merkwürdig geworden und wurde neuerdings durch König Maximilian II. teilweise restauriert. Neben der Burg stehen die Gebäude der ehemaligen Benediktinerabtei St. Mang und die Stiftskirche, im gefälligen Rokokostil, mit interessanten Grabdenkmälern und Gemälden. In der Nähe der Stadt ein Gesundbad, der Kalvarienberg mit herrlicher Aussicht und gegen SO. Schloß Hohenschwangau. – F. steht an der Stelle einer römischen [803] Niederlassung. Um 720 erhielt es die Benediktinerabtei St. Mang (S. Magni ad fauces Julias). Erst im Besitz der Welfen, kam es 1191 an die Hohenstaufen und 1226 durch Verpfändung an den Herzog Ludwig von Bayern. 1313 fiel die dortige Vogtei an die Bischöfe von Augsburg. Im Schmalkaldischen Krieg ward F. 1546 von Sebastian Schärtlin von Burtenbach eingenommen, 1552 vom Kurfürsten Moritz von Sachsen und 1632 von den Schweden eingenommen und geplündert. Am 13. Sept. 1796 wurden hier die Franzosen unter General Tarneau von den Österreichern, 11. Juli 1800 dagegen diese von jenen und 18. Aug. 1809 die Württemberger von den Tirolern zurückgeschlagen. Bei der Säkularisation des Hochstifts Augsburg (1802) kam die Stadt an Bayern, das Kloster St. Mang aber mit allen Einkünften an den Fürsten von Öttingen-Wallerstein, von welchem es 1839 an den Freiherrn v. Ponikau überging. Vgl. Feistle, Materialien zur Geschichte der Stadt F. (Füssen 1861).