MKL1888:Erz- und Kohlenlagerstätten

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Erz- und Kohlenlagerstätten“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 256259
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Erz- und Kohlenlagerstätten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 256–259. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Erz-_und_Kohlenlagerst%C3%A4tten (Version vom 14.12.2024)

[256] Erz- und Kohlenlagerstätten in Deutschland (hierzu Karte). 1) Steinkohlen, Braunkohlen, Petroleum, Asphalt, Graphit. Deutschland hat den größten Reichtum und die größte Produktion an Steinkohlen von allen Staaten des europäischen Kontinents. Das größte und dabei am wenigsten ausgewonnene Becken ist das von Oberschlesien. In der Produktion wird es jedoch gegenwärtig von dem a) niederrheinisch-westfälischen Becken noch übertroffen. Im südlichen Teil zu Tage tretend, im N. unter zunehmender Kreidebedeckung verhüllt, bilden die 5 Flözgruppen (90 bauwürdige Flöze mit 80,8 m Gesamtkohlenmächtigkeit) 4 Mulden von mäßiger Tiefe (Witten, Bochum, Essen, Duisburg). In der Südwestfortsetzung, doch ohne daß der Zusammenhang in der Rheinsenke zwischen Düsseldorf und Düren erschlossen wäre, schließt sich b) das Aachener Kohlenbecken an. Es zerfällt in die westliche Worm- (Kohlscheider-) Mulde, in der 14 steil stehende, zerknickte Flöze mit zusammen 12,5 m Kohle auf 12 qkm sich verteilen, während in der östlichen, flachern Inde- (Eschweiler-) Mulde auf 9,2 qkm 14 bauwürdige Flöze mit 9,8 m Gesamtkohlenmächtigkeit gebaut werden. Während Besitz und Gewinnung in den bisher erwähnten Becken in Händen von Privaten liegt, betreibt der preußische Staat die Ausgewinnung des c) Saarbeckens auf 10 fiskalischen Gruben. Kleinere Teile des gegen S. durch Verwerfung abgeschnittenen und von Buntsandstein überlagerten flözführenden Schichtensattels reichen nach Deutsch-Lothringen und Rheinbayern hinein. Man kennt etwa 90 bauwürdige Flöze mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von je 1 m. Die in breitem Streifen nördlich der Linie Saarbrücken-Neunkirchen zu Tage tretenden Flöze werden gegen N. von Rotliegendem bedeckt. Süddeutschland, die Reichslande, größere Teile von Oberitalien, die Schweiz und Frankreich werden aus dem Saarbecken versorgt. Die kleinen Steinkohlenablagerungen im Schwarzwald und den Vogesen sind ohne wirtschaftliche Bedeutung. Bei Ibbenbüren wird zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge

[Beilage]

[Ξ]

NUTZBARE MINERALIEN IN DEUTSCHLAND.
Maßstab 1 : 6.600.000

[257] eine kleine Kohlenablagerung mit 7 bauwürdigen Flözen von zusammen 5 m Kohle und unter ähnlichen Verhältnissen am Piesberg bei Osnabrück eine solche mit 3 Flözen und 2,74 m anthracitischer Kohle abgebaut. Die kleine Kohlenmulde von Löbejün-Wettin bei Halle a. S. ist, soweit sie bekannt war, abgebaut. Unbedeutend sind die dem Rotliegenden angehörigen Vorkommen nördlich und südlich des Harzes (Meisdorf und Ilfeld), ferner im Thüringer Wald (Ruhla, Manebach, Crock), in Oberfranken (Stockheim) und der Oberpfalz (Erbendorf). Auch die am Teutoburger Wald, Wesergebirge, Deister, Süntel und Osterwald zum Teil gegenwärtig noch im Gange befindliche Gewinnung einer der Wealdenformation angehörenden jüngern Steinkohle ist nur von örtlichem Interesse. Bedeutender sind die wiederum (wie auch die sub a–c genannten) der Steinkohlenformation angehörenden Becken des Königreichs Sachsen. Hier ist es neben dem kleinen Becken von Hainichen-Ebersdorf (nicht mehr in Gewinnung) und dem Plauenschen Grunde bei Dresden vor allem d) das Becken von Zwickau-Lugau, welches 9 bauwürdige Flöze von zum Teil sehr bedeutender Mächtigkeit umschließt. Gegen O. fortschreitend erreichen wir e) das niederschlesische oder Waldenburger Becken mit 16 bauwürdigen Flözen (zusammen 28,7 m Kohle), deren Südflügel nach Böhmen hineinreichen. Gegenwärtig bereits von hervorragender wirtschaftlicher Bedeutung und in der Zukunft noch einer außerordentlichen Entwickelung fähig ist das große gegen O. nach Rußland, gegen S. und SW. nach Österreich übergreifende f) oberschlesische Becken. Seine bedeutendste Entwickelung findet dasselbe in den Kreisen Kattowitz, Beuthen und Zabrze. Nur in verhältnismäßig kleinen Flächen zu Tage tretend, auf weite Erstreckung aber von Kreide, Tertiär und Diluvium bedeckt, erstreckt sich das bergmännisch aufgeschlossene Feld bereits über 650 qkm mit 104 bauwürdigen Flözen von 155 m Kohle.

In den vorerwähnten Gebieten bilden die Steinkohlen mehr oder minder reine Lagen (Flöze) zwischen Schieferthonen, Sandsteinen und Konglomeraten. Die Kohle der Flöze stellt eine Zusammenhäufung pflanzlicher, mehr oder minder chemisch und physikalisch veränderter Substanz dar. Über die ursprüngliche Natur und Beschaffenheit derselben geben zum Teil die in der Nachbarschaft der Flöze im Gestein eingebetteten vereinzelten Pflanzenreste, zum Teil auch vereinzelte Partien der Kohlenmasse selbst Aufschluß. Diese letztere läßt nämlich öfters nach geeigneter Behandlung unter dem Mikroskop noch pflanzliche Gewebsteile und Zellen zwischen dem feinsten, aus der Vermoderung hervorgegangenen Kohlenmulm erkennen. Dabei hat sich herausgestellt, daß die gegenwärtigen physikalischen, chemischen und pyrotechnischen Eigenschaften der Kohle in erster Linie abhängig sind von dem Vorwalten dieser oder jener Pflanzengattung (Kalamiten, Sigillarien etc.) oder bestimmter Teile der Pflanzen (Rinde, Holzkörper, Samen) in der ursprünglichen Pflanzenzusammenhäufung. Man hat guten Grund, sich die Bildung der Steinkohlen im ganzen als einen der Entstehung des Torfes und der Braunkohlen analogen Vorgang zu denken, jedoch nicht so, daß im Laufe der Zeit nun aus Torf in jedem Falle Braunkohle, dann Steinkohle und endlich gar Graphit entstände; es ist das Endergebnis der Entwickelung zu Braun- oder Steinkohle weit mehr von dem verwendeten Material und den besondern physikalischen Bedingungen als lediglich von der Zeitdauer des Bildungsprozesses abhängig. Die Steinkohlen erlangten zum Teil sicher ihre gegenwärtige Beschaffenheit sehr bald nach ihrer Ablagerung, wie die Steinkohlenbruchstücke zerstörter Flöze, welche in Schichten der Steinkohlenformation und des Rotliegenden eingeschlossen sind, beweisen. Die große Masse der Steinkohlenflöze besteht aus Pflanzenmaterial, welches nicht an Ort und Stelle der gegenwärtigen Ablagerung gewachsen, sondern in lagunenartigen flachen Becken mit schwach bewegtem Wasser zusammengeflößt ist. An den Rändern dieser Becken wuchsen in schlammigen, von Wasserrinnen durchzogenen Wäldern die Bäume und Gewächse, welche das Material zur Kohlenbildung lieferten. Zeitweilige und in einzelnen Territorien wiederholte Niveauschwankungen ermöglichten Einbrüche des benachbarten Meeres und begruben die Reste mariner Faunen zwischen den aus Landpflanzen gebildeten Kohlenflözen.

Braunkohlen. Die im folgenden aufgeführten Lager gehören sämtlich der Tertiärformation an. Im oberrheinischen Tertiärbecken sind kleine Ablagerungen bei Buchsweiler, ferner in der Bayrischen Pfalz (bei Dürkheim etc.), dann bei Ober-Ingelheim und Hallgarten bekannt. Auch im Neuwieder Becken ist die Braunkohlenführung gering; dagegen sind in der niederrheinischen Bucht bei Herzogenrath, dann zwischen Aachen-Jülich und Düren, weiter bei Rott, Uthweiler, auf der Hardt, endlich bei Bergisch-Gladbach, Deutz und Grevenbroich auf große Strecken Braunkohlenflöze von allerdings nur geringer Mächtigkeit verbreitet. Gegen O. schließen sich die vielfach ergiebigen Becken des Westerwaldes, der Wetterau und des Vogelsbergs an und leiten über zu den zwar ausgedehnten, aber ärmlichen Lagern der Rhön. Reicher sind die niederhessischen Tertiärablagerungen mit ihren Ausläufern zum Knüll, Reinhardswald und in das Werragebiet. Der Meißner, der Hirschberg, Stellberg, Kaufunger Wald und Habichtswald bei Kassel beherbergen einige mächtige, stellenweise durch Basaltkontakt veredelte Braunkohlenflöze, die zum Teil bereits über 100 Jahre in lohnender Ausbeute stehen. Alle vorgenannten Becken werden jedoch weit übertroffen von den zahlreichen und wertvollen oligocänen Braunkohlenlagern der Provinz Sachsen und deren Umgegend. Auflagernd auf Trias und Zechstein beginnen die Ablagerungen südlich vom Kyffhäuser (Frankenhausen-Artern), gewinnen dann über Riestädt, Bornstädt Anschluß an die bedeutende Oberröblinger Mulde und das ausgedehnte und reiche, teils auf Trias, teils auf Rotliegendem lagernde, von der Saale durchschnittene unteroligocäne Braunkohlengebiet von Halle a. S., an welches sich mit mehrfacher Unterbrechung gegen SO. die reichen Becken von Weißenfels, Teuchern, Zeitz, Meuselwitz bis Altenburg anschließen. Hier ist neben der Mächtigkeit der Kohle die vortreffliche Beschaffenheit (Schwelkohle, Pyropissit) Veranlassung zu einer großartigen Paraffin- und Mineralölindustrie geworden. Von Halle gegen NO. reichen die Ablagerungen, in einzelne kleine Becken getrennt, über Bitterfeld bis zum Fläming, während gegen NW. die kleine, aber an mächtigen Flözen reiche Mulde von Aschersleben und die langgestreckte Staßfurt-Egeln-Helmstädter Mulde zu erwähnen sind. Die Braunkohlen der Mark sind jüngern, nämlich miocänen Alters. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt um Frankfurt a. O. und erstreckt sich einerseits nach Freienwalde, anderseits nach Landsberg a. W., Schwiebus und Grünberg. Ein südlicherer Zug von Dobrilugk-Senftenberg-Spremberg-Muskau-Sorau reicht in die Lausitz [258] hinein. Auch das Königreich Sachsen ist reich an Braunkohlenlagern, da zunächst nicht unbedeutende Teile herüberreichen, dann aber auch am ganzen nördlichen Gebirgsrand Tertiärablagerungen entlang ziehen. Selbst innerhalb des kristallinischen Gebirges findet sich bei Zittau eine kleine, aber reiche Mulde eingesenkt, in ähnlicher Lage wie die reichen böhmischen Nachbarbecken von Teplitz und Eger. Zwischen Oder und Weichsel liegen noch vereinzelt unbedeutendere Ablagerungen. Eine eigentümliche, der Steinkohle ähnliche Pechkohle tritt in den tertiären Ablagerungen am nördlichen Rande der Bayrischen Alpen von der Salzach bis zur Grenze von Vorarlberg auf. Die Hauptgewinnungspunkte liegen bei Au, Miesbach, Pensberg und Hohenpeißenberg.

Erdöl (Petroleum) findet sich im Thale der Ill nahe bei Altkirch im Oberelsaß, ferner bei Pechelbronn, Lobsann und Sulz zwischen Hagenau und Weißenburg im Unterelsaß. Die letztern, zum Teil seit alter Zeit bekannten Vorkommen stehen gegenwärtig in guter Ausbeute. Gleichzeitig findet Asphaltgewinnung statt. Seit 1430 bekannt ist die unbedeutende St. Quirinus-Ölquelle bei Tegernsee in Oberbayern. Die Hoffnungen, welche von vielen Seiten auf das Vorkommen im nordwestlichen Deutschland (im Hannöverschen, Braunschweigischen und Holsteinischen) gesetzt worden sind und welche Ende der 70er Jahre zu zahlreichen Unternehmungen bei Ösede (Ölheim) Reitling, Wieze, Steinförde und Verden führten, haben sich wenig erfüllt. Die Betriebe sind entweder eingestellt oder fristen ein trauriges Dasein. Dagegen ist die Asphaltgewinnung bei Limmer unfern Hannover und im Braunschweigischen noch ziemlich rege. Die deutsche Graphitgewinnung bleibt auf einen etwa 11 km langen Streifen im Gneisgebiet des Bayrischen Waldes (Landgericht Passau und Wegscheid) beschränkt.

2) Salz. Den größten Reichtum an Steinsalz birgt in Deutschland die Zechsteinformation. Eine große Reihe der wichtigsten natürlichen und künstlichen Solquellen wird aus Steinsalzlagern gespeist, welche dieser Formation angehören. Wurden früher schwache, natürliche Solen durch Gradierung angereichert, so haben die vervollkommten Bohrmethoden vielerorts die Möglichkeit gewährt, das die Sole speisende Salzlager zu ermitteln und damit entweder gesättigte Lösungen oder das Steinsalz selbst zu Tage zu fördern. Die Zahl der nunmehr bekannten Salzlager im Zechstein ist so bedeutend, daß nur ein Teil derselben in Gewinnung steht. Von Staßfurt aus, wo 1843 ein Salzlager von über 200 m Mächtigkeit erbohrt wurde, gelang es, die Verbreitung dieses mächtigen Lagers durch einen großen Teil der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt zu verfolgen. Bei Sperenberg, 38 km südlich von Berlin, wurde 1867 das nämliche Lager in 88,8 m Tiefe erreicht und ununterbrochen bis 1271,63 m Tiefe, ohne dort das Ende erreicht zu haben, verfolgt. 1871 und 1872 gelang die Auffindung eines bedeutenden Lagers zu Inowrazlaw und Wapno in Posen. Bereits 1868 war auch bei Segeberg in Holstein ein wohl einer jüngern Formation angehörendes Salzlager erbohrt worden. Während die Salzlager von Salzungen, Kissingen, Allendorf a. W. dem Zechstein angehören, liegt das Salz der Salinen und Bergwerke von Erfurt, Buffleben, Stotternheim in Thüringen und ebenso dasjenige fast aller süddeutschen Salinen in der Trias und zwar vorzugsweise im Muschelkalk. Ebendahin gehören die Vorkommen von Dürrheim in Baden, Rottweil, Bergfelden, Sulz und Heilbronn am Neckar in Schwaben, endlich von Stetten in Hohenzollern. Auch an der Westseite der Vogesen liegen unfern Saaralben in zwei verschiedenen Horizonten Salzlager, welche sich nach Frankreich hinein erstrecken. Im Salzkammergut des südlichen Bayern tritt das triadische Salz in eigentümlicher Verwachsung mit dem Nebengestein (Haselgebirge) auf, so daß es in unterirdischen Weitungen aufgelöst und abgeklärt wird. Aus der westfälischen Kreideformation treten bei Unna (Königsborn), Lippstadt, Salzkotten etc. Solquellen aus, deren Ursprung man nicht mit Sicherheit kennt. Von besonderer volkswirtschaftlicher Wichtigkeit ist das Vorkommen von Kali- und Magnesiasalzen in Verbindung mit den Steinsalzlagern von Staßfurt, Leopoldshall, Tiede, Aschersleben und Vienenburg. Ein Teil dieser sogen. Abraumsalze, namentlich Kainit und Carnallit, dienen der Landwirtschaft als Dungmittel; andre werden in den zahlreichen Fabriken der Staßfurter Gegend für chemische, pharmazeutische und photographische Zwecke verarbeitet.

3) Erze. Der Erzbergbau Deutschlands tritt gegenwärtig gegen die Gewinnung von Kohlen und Salz erheblich zurück. Insbesondere ist die Gewinnung von Edelmetallen nur noch eine nebensächliche und beschränkte. Die ganze jährliche Ausbeute an Gold (zum Teil vom Rammelsberg bei Goslar) beträgt ca. 460 kg. Auch die Silbergewinnung ist zurückgegangen, seit die reichen Silbererzgänge bei Freiberg i. S. und Andreasberg i. Hannov. nahezu erschöpft sind. Die Kupfererze des Mansfeldischen und viele Bleierze des rheinischen Schiefergebirges sowie Schlesiens weisen jedoch einen geringen Silbergehalt auf, welcher beim Verhütten gewonnen wird. Auch die inländische Kupfererzeugung vermag nicht entfernt den Bedarf zu decken. Die der Zechsteinformation angehörenden Kupferschiefer des Mansfeldischen ergeben infolge der sorgsamen und geschickten Verarbeitung trotz ihrer Armut (nur 2–3 Proz. Kupfer in einer 5–18 cm starken Schicht) gegenwärtig noch 14,000 Ton. Kupfer und Kupferstein im Jahre. Während früher am gesamten Harzrand, am Thüringer Waldrand, längs des Kyffhäuser, des Riechelsdorfer- und Werragebirges in Hessen, des Spessart etc. der Kupferschiefer gegraben wurde, beschränkt sich die Gewinnung jetzt auf die von Wasserzuflüssen hart bedrängte Mansfelder Mulde und die Gegend von Bieber bei Gelnhausen. Auch die unmittelbare Unterlage der Zechsteinformation enthält auf Spalten (Rücken) konzentriert bei Saalfeld in Th., Riechelsdorf in Hessen und Stadtberge in Westfalen Kupfererze, die an erstern Orten mit Nickel- und Kobalterzen vergesellschaftet sind. Kleinere Kupfererzpartien sind auch auf den Eisen- und Bleierzgruben der Aachener Gegend, des Siegerlandes und des Lahnthals bekannt. Der Erzstock des Rammelsbergs bei Goslar liefert neben vielen andern zum Teil seltenen Erzen hauptsächlich Kupfer und Blei. Nicht unbedeutend ist die Gewinnung von Blei- und Zinkerzen, die vielfach vergesellschaftet vorkommen. Wichtige Bleierzgänge treten im rheinischen Schiefergebirge, im Bergischen bis ins Siegerland und vor allem im Nassauischen (Gegend von Ems, Laurenburg, Holzappel etc.) auf. Auch die Gegend von Aachen und Stolberg weist reiche Gänge im Kulm auf. Der gleichen Formation gehören die reichen Gänge des Klausthaler Reviers im Oberharz an, während der einst bedeutende Bergbau des Unterharzes fast erloschen ist. Ein sehr reiches und ausgedehntes Lager kleiner knotenförmiger Bleierze findet sich im Buntsandstein bei Kommern und Mechernich in der Eifel. Die reichen Lager von Tarnowitz etc. bei Beuthen i. Oberschles. gehören [259] dem Muschelkalk an und sind mit ansehnlichen Zinkerzvorkommen verbunden. Während die Zinkerze sich den erwähnten Bleierzvorkommen fast ausnahmslos zugesellen, sind auch selbständige, freilich meist bereits stark erschöpfte Lagerstätten der letztern am Altenberg bei Aachen, bei Wiesloch i. Baden und Iserlohn bekannt. Am wichtigsten ist gegenwärtig das Galmeivorkommen im Muschelkalk von Beuthen in Oberschlesien. Die Gewinnung von Kobalt (für Blaufarbendarstellung) und Nickel in Hessen und Thüringen, von Antimon (Arnsberg), Wismut, Zinn und Wolfram (sächsisches Erzgebirge) ist unbedeutend. Arsenikalien liefert Schlesien, Manganerze für die chemische Industrie Thüringen, für Zwecke des Eisenhüttenwesens vor allem die Lahngegend. Eisenerze verschiedensten geognostischen Alters und mannigfachster Beschaffenheit sind durch ganz Deutschland weitverbreitet und begründen in Verbindung mit den wichtigern Kohlenlagern eine großartige, weit über den Bedarf des Inlandes hinaus erzeugende Industrie. Der mineralischen Natur nach haben wir in Deutschland zu unterscheiden Braun-, Rot- und Spateisenstein; Magneteisenerze treten dagegen völlig zurück (Thüringen und Schlesien). Diese Erze bilden teils mehr oder minder regelmäßige schichtförmige Lager in den verschiedensten Formationen, teils Gangausfüllungen, welche dieselben quer durchsetzen. Zur ersten Gruppe zählen die Roteisenerze im Silur Thüringens und Böhmens (zum Teil Chamoisit), im devonischen Kalk des rheinischen Schiefergebirges (Brilon, Wetzlar, Weilburg) und des Harzes (Elbingerode), ferner die zum Teil durch Kohle und Thon verunreinigten Braun- und Spateisensteinlager im Karbon Westfalens, dann die reinen Erze im Zechstein Thüringens (Kamsdorf), weiter im Buntsandstein der Aschaffenburger Gegend, im Keuper Schlesiens und vor allem im Jura Lothringens und Luxemburgs sowie des nördlichen Harzes (Harzburg), Württembergs (Wasseralfingen), Oberschlesiens und der Weserkette. Im Tertiär sind Eisenerzlager in Bayern (Kressenberg und Sonthofen) und in Hessen (Immenhausen etc.) bekannt. Weitaus die wichtigsten aller dieser Vorkommen sind die zwischen Mosel und der französischen Grenze auf einer Fläche von über 9000 Hektar verbreiteten oolithischen Brauneisenerzflöze (Minette) Lothringens und Luxemburgs. Unter den gangförmigen Eisenerzlagerstätten genießen diejenigen des rheinischen Schiefergebirges und vor allem des Siegerlandes den besten Ruf. Sie liefern wegen ihrer Reinheit und ihres hohen Mangangehalts ein zur Stahlbereitung besonders geeignetes Eisen. Auch der Thüringer und Frankenwald sowie das Erzgebirge, der Harz und Niederschlesien liefern aus Gängen wertvolle Eisenerze.