Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Encke“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 613
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Encke. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 613. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Encke (Version vom 07.02.2022)

[613] Encke, 1) Johann Franz, Astronom, geb. 23. Sept. 1791 zu Hamburg, studierte seit 1811 in Göttingen unter Gauß, trat während der Freiheitskriege von 1813 und 1814 in die Artillerie der hanseatischen Legion und 1815 als Artillerieleutnant in preußische Dienste, ward 1816 Gehilfe an der Sternwarte Seeberg bei Gotha, die er seit 1817 allein verwaltete, und 1825 als Sekretär der Akademie der Wissenschaften und Direktor der neu zu erbauenden Sternwarte nach Berlin berufen. Durch seine Bahnbestimmung des Kometen von 1680 gewann er den von Cotta ausgesetzten astronomischen Preis. In den zwei Abhandlungen „Die Entfernung der Sonne“ (Gotha 1822–1824, 2 Bdchn.) verarbeitete er die Beobachtungen der zwei Venusdurchgänge von 1761 und 1769. Berühmt ist ferner seine Bestimmung der Bahn des von Pons 26. Nov. 1819 entdeckten, später nach E. benannten Kometen, welcher das unerwartete Resultat ergab, daß die Umlaufszeit desselben nur 31/3 Jahre beträgt und bei jeder Rückkunft um 1/9 Tag kürzer wird. Ferner beteiligte sich E. an der von Bessel angeregten Mappierung des äquatorialen Himmels und war als astronomischer Rechner und gefeierter Lehrer unermüdlich thätig. Nachdem er 1863 seine Entlassung aus dem Staatsdienst genommen, zog er sich nach Spandau zurück, wo er 26. Aug. 1865 starb. Seine litterarische Wirksamkeit war sehr ausgedehnt. Er erhob das „Berliner astronomische Jahrbuch“, dessen Redaktion er seit 1830 führte, zur ersten Ephemeridensammlung der Welt und gab 4 Bände „Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Berlin“ (Berl. 1840–60) heraus. Außerdem schrieb er: „De formulis dioptricis“ (Berl. 1845); „Über das Verhältnis der Astronomie zu den andern Wissenschaften“ (das. 1846); „Über die Hansensche Form der Störungen“ (das. 1856). Nach seinem Tod erschienen noch „Astronomische Abhandlungen“ (Berl. 1868, 3 Bde.). Vgl. Bruhns, J. F. E. (Leipz. 1869).

2) Erdmann, Bildhauer, geb. 26. Jan. 1843 zu Berlin, erlernte seine Kunst unter Albert Wolff und debütierte mit der Gruppe eines Germanen im Kampf mit zwei Galliern, die von Energie in der Auffassung und großer Freiheit in der Bewegung zeugte. Nachdem er dann eine Gruppe: Odysseus, von der Penelope Abschied nehmend, ausgestellt hatte, erlangte er den Preis bei der Konkurrenz für das Denkmal Jahns in der Hasenheide zu Berlin, das, sehr charaktervoll aufgefaßt und mit gesundem Realismus durchgeführt, in Erz gegossen, 1872 enthüllt wurde. Er schuf ferner die Bronzestatue des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg in einer der Nischen neben dem Hauptportal des Berliner Rathauses und das 1880 enthüllte Marmorstandbild der Königin Luise im Tiergarten, ein Seitenstück der Statue Friedrich Wilhelms III. von Drake, an seinem runden Postament mit einem den Abschied und die Heimkehr der Krieger und die weibliche Sorge um die Verwundeten darstellenden Relief geschmückt. Für das Zeughaus arbeitete er die Bronzestatuen des Großen Kurfürsten und Friedrichs II. Außerdem beschäftigte er sich mit bronzenen Porträtbüsten, bei welchen er mit Glück die Polychromie anwendete, und mit anmutigen Genrefiguren.