MKL1888:Elektrische Spannungsreihe

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Elektrische Spannungsreihe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Elektrische Spannungsreihe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 526
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Elektrische Spannungsreihe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 526. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Elektrische_Spannungsreihe (Version vom 20.03.2022)

[526] Elektrische Spannungsreihe, Anordnung von Substanzen in Bezug auf ihr elektrisches Verhalten zu einander. Werden z. B. zwei Körper aneinander gerieben, so wird der eine positiv, der andre negativ elektrisch. Man kann nun alle Körper so in eine Reihe ordnen, daß jeder, mit einem der folgenden gerieben, positiv, der letztere aber negativ elektrisch wird. Man erhält so die e. S. für Reibungselektrizität (Reibungsreihe), deren wichtigste Glieder die folgenden sind: Haare (Katzenfell, Fuchsschwanz), poliertes Glas, Wolle, Papier, Seide, mattes Glas, Kautschuk, Harze, Bernstein, Schwefel, Metalle, Schießbaumwolle (Kollodium). In der elektrischen Spannungsreihe für Berührungselektrizität (Voltasche Spannungsreihe oder elektromotorische Reihe) sind die Metalle und einige andre feste Körper, wie Kohle und gewisse Metalloxyde (die Leiter erster Klasse), so angeordnet, daß jeder Körper, mit einem der folgenden berührt, positiv, mit einem der vorhergehenden berührt, negativ elektrisch wird. Die wichtigsten Stoffe dieser Reihe sind: Kalium, amalgamiertes Zink, Zink, Blei, Zinn, Eisen; Kupfer, Quecksilber, Silber, Gold, Platin, Kohle, Braunstein. Für diese Reihe gilt das Voltasche Spannungsgesetz: die elektromotorische Kraft (oder Potenzialdifferenz) zwischen zwei beliebigen dieser Körper ist gleich der Summe der elektromotorischen Kräfte aller zwischenliegenden Paare. Die e. S. für Thermoelektrizität (thermoelektrische Reihe) zählt die Metalle nebst einigen Schwefel- und Arsenmetallen in der Reihenfolge auf, daß ein jedes, mit dem folgenden berührt und an der Berührungsstelle erwärmt, positiv wird, so daß der hierdurch entstehende elektrische Strom an der erwärmten Stelle von dem vorhergehenden Metall zum nachfolgenden geht. Die wichtigsten Körper dieser Reihe sind: Kupferkies, Wismut, Nickel (Neusilber), Platin, Blei, Kupfer, Gold, Silber, Zink, Eisen, Antimon. Ordnet man endlich die chemischen Elemente derart, daß, wenn eine Verbindung aus je zweien durch den elektrischen Strom zersetzt wird, das elektropositive Element, welches am negativen Pol sich ausscheidet, dem elektronegativen Element, das am positiven Pol ausgeschieden wird, voransteht, so erhält man die elektrochemische Spannungsreihe:

 +
Cäsium
Kalium
Rubidium
Natrium
Lithium
Baryum
Strontium
Calcium
Magnesium
Beryllium
Yttrium
Lanthan
Didym
Aluminium
Zirkonium
Cerium
Uran
Mangan
Zink
Eisen
Nickel
Kobalt
Kadmium
Blei
Zinn
Wismut
Kupfer
Silber
Quecksilber
Palladium
Rhodium
Platin
Iridium
Osmium
Gold
Wasserstoff
Kiesel
Titan
Tantal
Tellur
Antimon
Kohlenstoff
Bor
Wolfram
Molybdän
Vanad
Chrom
Arsen
Phosphor
Jod
Brom
Chlor
Fluor
Stickstoff
Selen
Schwefel
Sauerstoff
 
 

Diese von Berzelius aufgestellte Reihe konnte nicht durchweg aus elektrolytischen Versuchen abgeleitet werden, sondern gründet sich zum Teil auf das chemische Verhalten der Grundstoffe. Ihr zufolge kann jedes Element, mit Ausnahme der Endglieder, elektropositiv oder elektronegativ erscheinen, je nachdem es mit einem in der Reihe folgenden oder mit einem vorhergehenden Element in Verbindung ist. Man pflegt jedoch die den Alkalimetallen näher stehenden Glieder der Reihe etwa bis zum Wasserstoff im allgemeinen elektropositive, die übrigen bis zum Sauerstoff elektronegative Elemente zu nennen. Die elektrochemische Theorie (von Berzelius und Davy) erblickt in der Anziehung, welche zwei verschiedene Elemente, indem sie in Berührung miteinander entgegengesetzt elektrisch werden, aufeinander ausüben, die Grundursache ihrer chemischen Verbindung und erklärt chemische Affinität als elektrische Anziehung.