Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eisenzölle“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 482
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Eisenzölle. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 482. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eisenz%C3%B6lle (Version vom 01.05.2024)

[482] Eisenzölle. Die deutschen E. haben in den letzten fünf Jahrzehnten mehrfache Veränderungen erlitten. In den Jahren 1834–44 war Roheisen zollfrei, von Schmiedeeisen und Stahl wurden 6 Mk. für 100 kg bei der Einfuhr erhoben. Mit dem 1. Sept. 1844 wurde für Roheisen ein Zoll von 2 Mk., für Schmiedeeisen von 9 Mk., bez. 15 Mk. für 100 kg eingeführt. Infolge des französisch-deutschen Handelsvertrags wurden diese Zölle von 1865 ab vermindert. Der Roheisenzoll ward auf 1,50 Mk., 1868 auf 1 Mk., 1870 auf 0,50 Mk. herabgesetzt und 1. Okt. 1873 ganz aufgehoben. Der Zoll auf Schmiedeeisen und Stahl ermäßigte sich auf je 5 Mk., 3,5 und 2 Mk. und wurde 1. Jan. 1877 ganz beseitigt. Von da ab waren auch Façoneisen, Maschinen und Maschinenteile, überhaupt alle Eisenwaren mit Ausnahme der feinern ganz frei. Zur Zeit, als das Gesetz vom 7. Juli 1873, welches die Ermäßigung, bez. Aufhebung der E. bestimmte, erlassen wurde, befand sich die deutsche Eisenindustrie in einer günstigen Lage. Bald darauf trat ein empfindlicher Rückschlag ein, und zwar fiel derselbe ziemlich mit der Zeit der früher beschlossenen Aufhebung der E. zusammen. Infolgedessen erhielt die bereits angefachte protektionistische Bewegung in den Vertretern der Eisenindustrie eine mächtige Stütze, zumal nachdem die dem Reichstag Ende 1876 und Anfang 1877 vorgelegten Gesetzentwürfe, betreffend die Erhebung einer Ausgleichungsabgabe auf Eisen, abgelehnt worden waren, und als die zur Untersuchung der Lage der Eisenindustrie eingesetzte Kommission eine hochbedrängte Lage derselben konstatierte und zur Hebung des Notstandes die Wiedereinführung von Eisenzöllen verlangte. Eine solche brachte dann der deutsche Zolltarif vom 15. Juli 1879. Die Sätze desselben sind mit Ausnahme des Roheisens (1 Mk. für 100 kg) niedriger als diejenigen von 1870. Dieselben schwanken zwischen 0,50 Mk. (Stabeisen für Kratzendrahtfabriken) und 60 Mk. (Nähnadeln, Schreibfedern etc.). Vgl. Philippson, Die Eisenindustrie und die Eisenenquete (in den „Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Handelsfreiheit“ 1879, Nr. 9); Ritschl, Die E. (in den „Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik“ 1880, Suppl. 5); Sering, Geschichte der preußisch-deutschen E. (Leipz. 1882).