Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eisboden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 17 (Supplement, 1890), Seite 273
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Eisboden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 273. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eisboden (Version vom 18.01.2023)

[273]  Eisboden, in den Ländern, deren mittlere Jahrestemperatur unter dem Nullpunkt liegt, in einer gewissen Tiefe unter der Erdoberfläche sich findende, beständig gefrorne und niemals auftauende Bodenschicht. Die Jahrestemperatur in 1 m Tiefe beträgt 0,9° mehr als die mittlere Lufttemperatur T des betreffenden Ortes. Von dieser Tiefe an nimmt die Bodenwärme um 2,97° für je 100 m zu, in 23 m Tiefe, wo die Temperatur das ganze Jahr hindurch konstant bleibt, ist diese . Ist t = 0 oder T = −1,6° (rund −2°), so muß die thermisch neutrale Schicht beständig gefroren sein; in geringerer Tiefe taut das Eis im Sommer oberflächlich auf. Die Isotherme von −2° kann man demnach als die Südgrenze des Eisbodens ansehen, da indessen diese Linie für das Meeresniveau gezogen ist und die Temperatur um etwa 0,5° C. für je 100 m abnimmt, so kann für ein 400 m hohes Gebiet der E. schon mit der Isotherme von 0° zusammenfallen. Die Jahrestherme von −2° betritt bei der Mündung des Mesen (Weißes Meer) unter dem Polarkreis das russische Gebiet, durchschneidet bei Bogoslowsk den 60.° nördl. Br., senkt sich östlich bis zum 55.° und fällt im Amurland mit dem 50. Breitengrad zusammen, unter dem sie auch die Ostküste Asiens verläßt. Kamtschatka wird etwa unter 58° nördl. Br. von ihr durchschnitten. Ganz Ostsibirien und ein großer Teil Westsibiriens nördlich von 55–57° gehört dem Gebiet des Eisbodens an. In Amerika beginnt die Eisbodengrenze unter 64° am Nortonsund, geht südlich vor Fort Simpson vorbei, schneidet das Nordende des Winipegsees (54.°) und das Südende der Hudsonbai (51.°) und endet auf Labrador zwischen Nain und Hoffnungsthal (56.°). Das Eindringen der Winterkälte ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, wie der Beschaffenheit des Bodens, Exposition, Entwässerung, und ganz bestimmt von dem Zeitpunkt des Eintreffens und der Menge des Schneefalles, ebenso wie die Tiefe, bis zu welcher der Boden im Sommer auftaut, größtenteils vom Regen abhängt. In Jakutsk hat man in dem bis zur Tiefe von 116 m getriebenen Scherginschacht den E. noch nicht durchbrochen und nach der Wärmezunahme in diesem Schacht berechnet, daß der gefrorne Boden bis zu 186 m Tiefe hinabreicht. Systematische Untersuchungen über die Tiefe des Eisbodens, seine geographische Ausdehnung und Beziehungen zum gegenwärtigen Kältepol wurden auf Veranlassung der britischen Naturforscherversammlung in Nordamerika angestellt und die Resultate derselben in den „Reports of the British Association“ (1886–87) veröffentlicht. Vgl. Hann, Handbuch der Klimatologie (Stuttg. 1883); v. Richthofen, Führer für Forschungsreisende (Berl. 1888); Günther, Lehrbuch der Geophysik (Stuttg. 1884).