Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eiderente“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 369
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Eiderente. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 369. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eiderente (Version vom 15.09.2022)

[369] Eiderente (Eidergans, Somateria Leach), Vögelgattung aus der Ordnung der Zahnschnäbler und der Familie der Tauchenten (Fuligulidae), große Vögel mit sehr gestrecktem, langem, mit der Firste weit in die Stirngefieder hineinreichendem, komprimiertem, bisweilen knollig aufgetriebenem, auch lebhaft gefärbtem Schnabel, sehr großem, stark gekrümmtem Spitzennagel, kurzem, zugerundetem Schwanz, mittellangen Flügeln, unter deren Handschwingen die zweite die längste ist, und deren Oberarmschwingen sich sichelartig über die Vorderflügel herabbiegen, sehr dichtem Gefieder und niedrigen, langzehigen Füßen. Die E. (Eidervogel, S. mollisima Leach, s. Tafel „Enten“) ist 63 cm lang, 1 m breit, das Männchen auf dem Oberkopf, Hals, Rücken und den Oberflügeldeckfedern weiß, auf der Vorderbrust rötlich, auf den Wangen meergrün, sonst schwarz; das Auge ist rötlichbraun, der Schnabel grünlichgelb, der Fuß ölgrün. Das kleinere Weibchen ist rostfarben, am Kopf und Hals mit braunen Längsflecken, übrigens mit schwarzen Querflecken gezeichnet, der Spiegel braun, weiß eingefaßt, unterseits tiefbraun. Die E. bewohnt in großen Gesellschaften die nördlichen Gestade von Sylt bis Spitzbergen, von der Westküste Europas bis Grönland und Island und zieht im Winter südlicher. Sie schwimmt und taucht mit großer Geschicklichkeit und holt sich ihre Nahrung (Muscheln und andre kleine Meertiere) aus bedeutenden Tiefen; auf dem Land aber ist sie unbehilflich, auch fliegt sie schwerfällig. Sie nistet im Juni und Juli auf Inseln, welche ihr das Landen leicht machen und durch niedriges Gestrüppe einigen Schutz gewähren. Das Nest ist ganz kunstlos, aber dicht u. reich mit Daunen (Eiderdaunen) gepolstert. Das Gelege besteht aus 6–8 graugrünen Eiern, welche das Weibchen in 26–28 Tagen ausbrütet. Während der Brut beträgt sich namentlich das Weibchen fast wie ein Haustier, kommt auf Gehöfte und in die Häuser, um einen Platz zum Brüten zu suchen. Vielfach werden daher zum Empfang der Eiderenten Vorkehrungen getroffen, indem man Brutstätten vorbereitet. Ist das Gelege vollständig, so gehen die Männchen, die bis dahin die Weibchen begleiteten, aufs Meer zurück. Wo die E. einmal an den Menschen gewöhnt ist, erträgt sie dessen Eingriffe, ohne sich beim Brüten stören zu lassen. Auf Sylt und im südlichen Norwegen werden die Nester mit großer Schonung ausgebeutet, indem man nur einige Eier fortnimmt und die Daunen erst nach Beendigung der Brut sammelt; auf den isländischen Inseln raubt man zwei Gelege mit den Daunen und läßt das gleich darauf folgende dritte Gelege, zu welchem auch das Männchen Daunen spendet, ungestört. An andern Orten verfährt man sehr rücksichtslos, tötet jahraus jahrein Tausende alter Vögel, obwohl deren Fleisch sehr schlecht ist, und beraubt die Nester, wo man sie findet. Auf Spitzbergen hat daher die Zahl der Vögel auch schon bedeutend abgenommen. 24 Nester liefern 1 kg Daunen, welche einen wichtigen Handelsartikel bilden. Die meisten kommen von Island und Grönland; England importiert davon etwa 5000, Hamburg 1500 kg. Die Eier geben ein sehr wohlschmeckendes Gericht. In der Gefangenschaft geht die E. sehr bald ein.