Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eidechse“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 367368
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Eidechse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 367–368. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eidechse (Version vom 14.09.2022)

[367] Eidechse (Lacerta L., hierzu Tafel „Eidechsen“), Reptiliengattung aus der Ordnung der Eidechsen und der Familie der Eidechsen (Lacertidae), wohlgestaltete Tiere mit gestrecktem Körper, vom Hals deutlich abgesetztem Kopf, sehr langem, dünn auslaufendem Schwanz, vier fünfzehigen Füßen, vielseitigen Schildern auf dem Kopf, körnigen Schuppen auf dem Rücken und an den Seiten, viereckigen, quergereihten, größern Schuppen am Bauch, langer, zweispitziger, vorstreckbarer Zunge ohne Scheide und kegelförmigen, am freien Ende etwas gebogenen, zweispitzigen Zähnen. Sie sind meist schön gefärbt, äußerst beweglich, bewohnen die Alte Welt, leben meist an trocknen, sonnigen Orten, wo sie sich eine Höhle graben, und entfernen sich niemals weit von ihrem Geburtsort. Sie erscheinen nur bei schönem Wetter, sind um so lebhafter, je wärmer die Sonne scheint, und verbringen die Zeit von Oktober bis April gesellig unter der Erde. Sie laufen und klettern geschickt, schwimmen auch, sind sehr begabt, nähren sich von Insekten, Würmern, Schnecken, fressen auch kleine Wirbeltiere, Eier und ihre eignen Jungen und trinken viel. Das Weibchen legt an einem feuchten Ort 6–8 bohnengroße, länglichrunde, weißliche Eier, aus welchen im August oder September die Jungen ausschlüpfen. In der Gefangenschaft werden sie schnell zahm. Zu der Gattung Lacerta L., mit einer Art Halsband aus breiten Schuppen, gehört die gemeine oder graue E. (L. agilis L., s. Tafel), bis 20 cm lang, meist graugrün mit dunkler Rückenbinde, am Bauch und an den Seiten weißlich oder grünlich, variiert sehr in der Färbung (beim Männchen herrscht oberseits Grün, bei Weibchen Grau vor), findet sich in Europa von Schweden bis zu den Alpen und ist durch Vertilgung schädlicher Insekten sehr nützlich. Sie lauert im Sonnenschein meist in Hecken, Gebüschen oder an Mauern auf Heuschrecken, Nachtschmetterlinge, Käfer, Spinnen, Schnecken und zieht sich beim Erscheinen eines Menschen oder größern Tiers schnell in ihr Loch zurück. Sie ist weniger beweglich als andre Arten, schlüpft gewandt durch Gebüsch, klettert leidlich und scheint nach der Fortpflanzungszeit eine Art Sommerschlaf zu halten. Die Berg- oder Waldeidechse (L. vivipara Jacq.), 15–16 cm lang, oberseits dunkelbraun, in der Rückenmitte und an den Seiten gestreift, auch weiß gefleckt, unterseits bräunlich, bläulich, grau, gelb, schwarz gepunktet, an der Kehle bläulich oder rosenrot, findet sich in Europa und Nordsibirien, besonders in Gebirgsgegenden und Mooren, liebt Wasser, ist minder gewandt und scheu als die vorige und legt 8–10 Eier, aus welchen in einer halben Stunde die Jungen ausschlüpfen. Die

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Eidechsen.
Gemeine Eidechse (Lacerta agilis). Natürl. Größe. (Art. Eidechse.) – Blindschleiche (Anguis fragilis). 3/5. (Art. Blindschleiche.) – Skink (Scincus officinalis). Natürl. Größe. (Art. Skink.) – Flugdrache (Draco volans). Nat. Größe. (Art. Drache.) – Dorneidechse (Stellio vulgais). 1/2. (Art. Dorneidechse.) – Helmbasilisk (Basiliscus mitratus). 1/3. (Art. Basilisk.)

[368] grüne E. (Smaragdeidechse, L. viridis Daud.), bis 60 cm lang, schön grün, schwach schwarz und weiß gepunktet, an der Kehle oft blau, unterseits grünlichgelb, findet sich in Süd- und Mitteleuropa, Vorderasien, tritt auch vereinzelt in Österreich und Norddeutschland (Zeitz, Oderberg, Rüdersdorf, Danzig, Rügen) auf. Sie ist sehr gewandt, klettert vortrefflich und plündert eifrig Nester. Bei uns schläft sie bis April, während sie in Griechenland und Spanien in milden Wintern beständig in Thätigkeit bleibt. Im Juli legt das Weibchen 5–8 Eier, aus welchen einen Monat später die Jungen ausschlüpfen. Die Perleidechse (L. ocellata Daud.), bis 90 cm lang, auf dem Kopf bräunlich, an den Kopfseiten grün, auf dem Rücken dunkelgrün gezeichnet, an den Seiten mit blauen, schwarz eingefaßten Flecken, unterseits hell gelblichgrün, an allen übrigen Teilen grün oder grüngrau, bewohnt Südwesteuropa und Nordwestafrika, erklettert Bäume, jagt Mäuse, junge Schlangen, Eidechsen, Frösche und legt 6–10 Eier. Die E., welche sich verbirgt, ist Symbol des Schlafs oder Todes; als Sonnen- und Lichtfreundin ist sie dem Apollo heilig, und aus dieser Beziehung ist die augurische Bedeutung des Tiers hervorgegangen. Ein Wahrsagergeschlecht aus Sizilien, die Galeoten, leitete den Ursprung der E. von Apollo ab. Das Wort E. lautet im Althochdeutschen Hagedisse, d. h. Hexe, und man glaubte, daß Hexen sich in Eidechsen verwandeln. Vgl. Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier (Tübing. 1872).

Eidechse, Sternbild am nördlichen Himmel zwischen 22h 0m bis 22h 50m Rektaszension und 35–54° nördl. Deklination, besteht aus einem Stern vierter Größe und 47 kleinern, mit unbewaffnetem Auge wahrnehmbaren Sternen. Es enthält auch einen fünffachen Stern und einen Sternhaufen mit vielen hellen Sternen.