MKL1888:Eekhoud
[204] Eekhoud (spr. -haud), Georges, belg. Schriftsteller, geb. 27. Mai 1854 zu Antwerpen, erhielt, obwohl von vlämischer Abkunft, seine erste Erziehung in französischer Sprache und nach dem frühzeitigen Tode seiner Eltern in Grenchen im Schweizer Kanton Solothurn, trat 1870, nach Belgien zurückgekehrt, in die Offiziersschule ein, verließ dieselbe aber nach 6 Monaten wieder, war darauf eine Zeitlang Korrektor, später Kritiker eines Antwerpener Blattes, erwarb dann ein Landgut im Kempenschen, wo er das Landvolk kennen lernte, dem er sich als Schriftsteller später widmete. Materielle Verhältnisse nötigten ihn, 1881 nach Brüssel überzusiedeln, wo er Kritiker eines dortigen Blattes wurde. Inzwischen hatte er bei Jouaust in Paris seine Erstlingsgedichte herausgegeben, worin er noch ganz als Romantiker erschien. 1883 veröffentlichte er in Brüssel seine erste größere Novelle „Kees Doorik“, der 1885 die Novellensammlung „Kermesses“, 1886 der Roman „Les milices de Saint-François“, 1888 „La Nouvelle Carthage“, eine breite Schilderung des Antwerpener Lebens, und 1891 ein vaterländischer Roman zur Verherrlichung des Aufstandes der Kempischen Bauern gegen die französische Herrschaft im J. 1798: [205] „Les fusillés de Malines“, folgten. Eekhouds Schriften zeichnen sich sowohl durch eine breite, realistische Auffassung und einen eigenartigen, reichen Stil, als durch den germanischen Grundgedanken aus, welcher ihn stets den gesunden, kräftigen Menschenschlag des flachen Landes den Städtern und französisch Thuenden vorteilhaft gegenüberstellen läßt. Seine vom vlämischen Geist durchdrungenen Werke haben auch bei der Pariser Kritik Anerkennung gefunden. E. gilt als der vornehmste der jüngern belgischen Schriftsteller französischer Sprache. Im Verein mit dem verstorbenen Max Waller (Maurice Warlomont) gründete er 1881 die noch erscheinende Zeitschrift: „La Jeune Belgique“.