Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Edel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 306
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Edel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 306. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Edel (Version vom 23.12.2024)

[306] Edel, überhaupt alles, was sich innerhalb seiner Gattung über das Gewöhnliche erlebt, im Gegensatz zum Niedrigen, das unter dieses herabsinkt. Der Diamant, der als Stein, der Tokayer, der als Wein, die Pfirsich, die als Frucht, das englische Vollblut, das als Pferd, der Mensch, der als Mensch sich vor seinesgleichen auszeichnet, werden e. genannt. Wird bei dem letztern nur auf dessen physische Seite Rücksicht genommen (Reinheit der Rasse, des Bluts, der Abstammung), so kommt der Edelmensch (Geburtsadel, Edelmann), wird dagegen die geistige Seite in Betracht gezogen, der edle Mensch (Geistesadel) zum Vorschein. Je nach den drei geistigen Hauptthätigkeiten des Menschen kann sich dieser als Genieadel, welcher im Denken, Seelenadel, welcher im Fühlen, Charakteradel, welcher im Wollen vor seinesgleichen hervorragt, äußern. Als Ausdruck desselben in Worten, Wesen und Werken nehmen auch diese (ebenso Mienen und Gesichtszüge, litterarische, künstlerische und sittliche Hervorbringungen, Bücher, Kunstwerke und Thaten) Stempel und Namen des Edlen an, können Sprache, Haltung und Stil, letzterer sowohl in der redenden und tönenden als in der bildenden (mimischen, malenden, plastischen und architektonischen) Kunst, e. genannt werden. Gesicht und Gehör, welche vor den übrigen Sinnen der Menschen dadurch sich hervorthun, daß ihre Empfindungen eines höhern Grades qualitativer Deutlichkeit und Unterscheidbarkeit fähig sind, führen darum die Bezeichnung: edle Sinne.