Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Distanzmesser“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Distanzmesser“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 12
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Entfernungsmessung
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Distanzmesser. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 1–2. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Distanzmesser (Version vom 22.11.2023)

[1] Distanzmesser. Instrumente zur Bestimmung der Entfernung eines Punktes vom Stand aus in der Luftlinie ohne mechanische Längenmesser (optische Distanzmessung). Ihre Konstruktionsprinzipien führen sich fast ausnahmslos auf die geometrische Aufgabe zurück, aus Basis nebst anliegenden Winkeln die Höhe jedes Dreiecks, oder aus Basis und Spitze die Höhe des gleichschenkeligen, oder aus einer Kathete und anliegendem Winkel die andre Kathete des rechtwinkeligen Dreiecks zu ermitteln. Eine Basis muß also als bekannt vorausgesetzt werden. Bei dem Romershausenschen [2] D. (Engymeter, Diastimeter, „Nähemesser“) nimmt man die Größe eines Menschen als bekannt an. Man hat nun in einem Sehrohr ein System paralleler Horizontalfäden in gleichen Zwischenräumen befestigt und beobachtet, wieviel dieser Zwischenräume auf den in der Ferne anvisierten Menschen gehen. Bezifferung oder Tabelle gibt dann die Distanz an. Je weiter entfernt, um so unsicherer wirken bei der geringen Veränderung des „Sehwinkels“ und der „scheinbaren Größe“ alle solche Apparate. Ähnlich ist die Distanzmessung mit der Kippregel und dem Tachymeter. (s. d.) an der Distanzlatte, bei Anwendung des Liniensystems auf ein Fernrohr natürlich viel genauer wirkend. Für vielfache Zwecke der Praxis ist aber die Anwendung der Meßlatte auf den Zielpunkt unthunlich, namentlich etwa für Kriegszwecke. Andre D. tragen deshalb die Basis nebst anliegenden Winkeln in sich selbst, der Zielpunkt bildet die Spitze der zu ermittelnden Dreieckshöhe; so der Gurltsche Vorschlag für Distanzmessung auf offener See: die Längsachse des Schiffs ist die Basis, an deren beiden Endpunkten auf horizontalen Tischen je ein Fernrohr angebracht ist, wovon das eine (A) stets rechtwinkelig zur Basis gerichtet, während das andre (B) auf Horizontalkreis drehbar ist. Der Beobachter bei A läßt das Schiff durch Steuern so drehen, daß er im Fernrohrkreuz den Mast eines etwa zu ermessenden feindlichen Schiffs schneidet, und tritt durch magnetoelektrischen Apparat sofort mit B in Verbindung, welches durch einen Arbeiter unverwandt auf denselben Mast dirigiert wird. Der in diesem Augenblick bei B eingestellte Horizontalwinkel ergibt die Distanz. Auf gleichem Prinzip beruht die von v. Teichmann angegebene und an den Küsten praktisch einexerzierte Messungsmethode vom Land aus auf die See. Die Basis wird hierbei möglichst lang genommen, die Mitteilungen der Winkelgrößen und alles sonst für die Richtung und den Aufsatz der Geschütze Wissenswerten geschehen mittels Flaggentelegraphie. Erwähnenswert ist der in kompendiöser Form dasselbe Prinzip darstellende Jähnssche D.: eine Messingbasis mit zwei Spiegeln an den Enden, die, dem Ziel zugekehrt, dessen Spiegelbild in ein zwischen ihnen auf der Basis angebrachtes Glasprisma und durch dieses gemeinsam zum Auge führen. Die Drehung zum Einstellen des einen Spiegels auf das Objekt wird in ingeniöser Weise mikrometrisch gemessen und hiernach unmittelbar die Distanz festgestellt. Auch der Range-Finder von Berdan beruht auf solcher Basis und hat auch bei der immerhin im Verhältnis zu den langen Distanzen sehr unbedeutenden Basis gute Resultate erzielt, auf 1573 m keine, auf 2194 m nur 1 m Differenz der Messung nach Prüfungen auf dem Artillerieschießplatz bei Berlin; er besteht aus einem 4 m langen, drehbaren Kasten (Basis) mit zwei Teleskopen, die auf das Ziel eingestellt werden. Auf der Beobachtung der Zeitdifferenz zwischen Blitz und Knall eines Geschützes beruht das Telemeter (Fernmesser) von Le Boulengé (Brüssel 1875): eine graduierte, beiderseitig geschlossene, mit Äther gefüllte Glasröhre, in welcher ein aus zwei mittels Drahts von einigen Zentimetern Länge verbundenen konkaven Silberblechscheiben bestehender Schwimmer langsam niedersinkt, wenn die Röhre vertikal steht. Zur Beobachtung hält man dieselbe horizontal, stellt den Schwimmer auf Null. Erfolgt der Blitz, so stellt man sie vertikal und beobachtet, auf welchen Grad der sinkende Schwimmer beim nun folgenden Knall zeigt. Vgl. Chronoskop. Bei der Wichtigkeit der Herstellung eines wirklich praktischen und sichern Distanzmessers für den Kriegsgebrauch werden überall in den Armeen Versuche dieserhalb angestellt. Doch ist man zu einer allen Anforderungen genügenden Konstruktion noch nicht gelangt; vielmehr glaubt der Artillerist immer noch die Entfernung seiner Ziele mittels einiger Granatprobeschüsse mit guter Richtung und Tempierung der Zünder schneller und zuverlässiger ermitteln zu können. Vgl. übrigens für ältere D. Karstens „Encyklopädie der Physik“ (Leipz. 1856); ferner „Archiv für Artillerie- und Ingenieurwissenschaften“ (Berlin).