Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Diorāma“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 1000
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Diorāma. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 1000. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dior%C4%81ma (Version vom 16.03.2022)

[1000] Diorāma (griech., „Durchscheinbild“), malerische Schaustellung, bei welcher die nach den Tageszeiten wechselnde Beleuchtung durch künstliche Lichteffekte nachgeahmt und das Ganze wohl auch durch erscheinende und verschwindende Staffage belebt wird. Eine derartige Schaustellung gab zuerst Daguerre 1822 in Paris. Die Einrichtung ist folgende. Ein möglichst durchsichtiger Stoff, z. B. Schirting, ist auf beiden Seiten mit dem nämlichen Objekt, z. B. einer Landschaft, bemalt, und zwar zeigt die eine Seite dasselbe so, wie es bei auffallendem Lichte, die andre, wie es bei der Dämmerung oder auch beim Mondschein sich zeigen würde. Dieses Doppelbild wird in einen Rahmen gespannt, welcher einem Fenster gegenübersteht, das durch mehrere Läden verschlossen werden kann, und über welchem ein andres Fenster befindlich ist, dessen Licht aber durch eine Scheidewand verhindert ist, auf die hintere Seite des Gemäldes zu fallen. Dagegen werden die durch das zweite Fenster hereinfallenden Lichtstrahlen durch einen gehörigen Orts angebrachten Spiegel so reflektiert, daß sie die vordere Seite des Gemäldes beleuchten können. Hat nun der Zuschauer diese eine Zeitlang beschaut, so wird mittels eines Mechanismus ein sich geräuschlos auf zwei Schienen bewegender Schirm in der Weise zwischen den Spiegel und das Gemälde gebracht, daß die durch das obere Fenster hereinfallenden und durch den Spiegel reflektierten Lichtstrahlen die vordere Seite des Gemäldes nicht mehr treffen können. Da gleichzeitig die das untere Fenster verschließenden Läden geöffnet werden, so kann das Bild nun bei direkt durchfallendem Licht betrachtet werden, und indem man das Licht durch farbige Gläser gehen läßt, erzielt man noch einen beliebigen Farbenton, z. B. Morgen- und Abendröte. In Deutschland hat namentlich Gropius in Berlin das D. zu hoher Vollkommenheit gebracht.