Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dinter“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 989990
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Dinter. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 989–990. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dinter (Version vom 22.05.2023)

[989] Dinter, Gustav Friedrich, namhafter Pädagog der rationalistischen Richtung, geb. 29. Febr. 1760 zu Borna, besuchte die Fürstenschule in Grimma, studierte seit 1779 zu Leipzig Theologie und Philosophie, ward 1787 Pfarrer in Kitscher bei Borna und 1797 Direktor des Schullehrerseminars in Friedrichstadt-Dresden, 1807 Pfarrer zu Görnitz bei Borna, wo er aus Liebe zum Lehramt ein Progymnasium zur Vorbildung künftiger Kaufleute, Lehrer, Ökonomen und Gymnasiasten eröffnete. Im J. 1816 wurde er als Konsistorial- und Schulrat für die Provinz Ostpreußen nach Königsberg berufen und hier bald darauf daneben auch an der Universität zum Professor der Pädagogik und Theologie ernannt. Er starb 29. Mai 1831 in Königsberg. Großes Aufsehen und viel Streit unter Rationalisten und Orthodoxen erregte seine praktische, aber nüchterne und oberflächliche „Schullehrerbibel“ (Neustadt a. d. Orla 1826 bis 1830, 9 Bde.). Dinters Selbstbiographie („Dinters Leben, von ihm selbst geschrieben, ein Lehrbuch für Eltern, Pfarrer und Erzieher“, Neustadt a. d. Orla 1829; 3. Aufl., Plauen 1860; neue Ausg., Wien 1879) spiegelt in treuer Weise den verständigen, wohlwollenden Sinn ihres Verfassers mit seinem unverwüstlichen, etwas platten Witz und seiner harmlosen Spottsucht. Als Pädagog war D. namentlich von den Philanthropen und den sogen. Sokratikern, theologischen Anhängern der Aufklärung, abhängig. Er erwarb sich in Schrift und Wort den weitverbreiteten Ruf eines Meisters in der katechetischen Kunst. In hohem Maß verstand es D., seine Schüler und die ihm unterstellten Lehrer zu leiten und an sich zu fesseln, obwohl seine Art zu verkehren urwüchsig derb und oft ironisch war. Sein Andenken lebt in Sachsen und Preußen noch heute fort; dankbare Anhänglichkeit hat ihm zu Ehren mehrere Stiftungen begründet und auf dem Dinterberg bei Görnitz ihm ein Denkmal gesetzt. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik“ (Neust. 1802; 13. Aufl., Plauen 1862); „Die vorzüglichsten Regeln der Pädagogik, Methodik und Schulmeisterklugheit“ (Neust. 1806, 7. Aufl. 1836); „Kleine Reden [990] an künftige Volksschullehrer“ (das. 1803–1805, 4 Bde.; 3. Aufl. 1837–38); „Predigten zum Vorlesen in Landkirchen“ (das. 1809, 2 Bde.; 5. Aufl. 1844); „Anweisung zum Gebrauch der Bibel in Volksschulen“ (das. 1814–15, 3 Bde.; 2. Aufl. 1822 ff.); „Malwina, ein Buch für Mütter“ (das. 1818, 5. Aufl. 1860); „Unterredungen über die Hauptstücke des Lutherschen Katechismus“ (über die vier letzten, das. 1806–18, 4 Bde.; 4. Aufl. 1830; über die beiden ersten, 1819 bis 1823, 9 Bde.; 2. Aufl. 1824–26); „Religionsgeschichte“ (3. Aufl., das. 1836). Sein letztes Werk: „Die Bibel als Erbauungsbuch“, das er nur bis zum 55. Psalm ausarbeitete, ward von Brockmann und Fischer fortgesetzt (Neust. 1831–33, 5 Bde.). Seine „Sämtlichen Schriften“ hat Wilhelm herausgegeben (Neust. 1840–51, 43 Bde.). Eine Auswahl gab Seidel heraus (Langensalza 1880–81, 2 Bde.).