Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dinotherĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 989
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Dinotherĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 989. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dinother%C4%ADum (Version vom 22.05.2023)

[989] Dinotherĭum Kaup, ein kolossales Säugetier der mittlern Tertiärzeit, welches, soweit die erhaltenen Reste einen sichern Schluß gestatten, zur Ordnung der Rüsseltiere gehörte (früher häufig aber auch zu den Sirenen gestellt wurde). Es ist ausgezeichnet durch die äußerst kräftigen, dicken, hakenförmig nach abwärts gerichteten Stoßzähne im Unterkiefer und die großen, mit je zwei oder drei Querwülsten versehenen Backenzähne. Der Bau der Nase spricht dafür, daß das Tier einen großen Rüssel besaß. Vielleicht war es, ähnlich wie das Nilpferd, ein Flußbewohner, der mit seinen großen Stoßzähnen seine Nahrung, vielleicht Wurzeln und Wurzelstöcke, aus dem Boden riß. Ein bei Eppelsheim im Mainzer Becken ausgegrabener Schädel ist 1,1 m lang und 65 cm breit. Der Eppelsheimer Knochensand, das miocäne Tertiärgebirge des Wiener Beckens, die Faluns der Touraine, der Süßwasserkalk von Simorre am Nordfuß der Pyrenäen, die Lehme und Thone am Fuß des Pentelikon sind Hauptfundorte des Dinotheriums; man fand dasselbe aber auch in dem Braunkohlengebirge von Steiermark, im Süßwasserkalk von Georgengemünd an der Eisenbahn zwischen Nürnberg und Gunzenhausen, in Tertiärbildungen des Jura von Schwaben und der Schweiz (Delsberg, La Chaux de Fonds) u. v. a. O., meist jedoch nur die leicht kenntlichen Backenzähne. Das D. bildet einen wichtigen Horizont für die Altersbestimmung des miocänen Tertiärgebirges. Außer dem weitverbreiteten D. giganteum hat man noch zwei andre Arten, D. bavaricum und Cuvieri, unterschieden.