Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dilemma“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 975
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Dilemma. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 975. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dilemma (Version vom 12.06.2021)

[975] Dilemma (griech., „doppelte oder zweiteilige Annahme“), in der Logik der hypothetisch disjunktive Schluß nach aufhebender Form (modo tollente), d. h. eine Form der Widerlegung, vermöge deren man zeigt, daß die zu widerlegende Annahme nur in zwei besondern Formen oder unter zwei besondern Voraussetzungen bestehen bleiben könne, daß aber keine von diesen möglich sei oder zutreffe. Die Formel des D. lautet: Wenn a wäre, so wäre b oder c; nun ist weder b noch c, also ist auch a nicht. Dasselbe heißt auch „gehörnter Schluß“ (syllogismus cornutus), weil mit der Doppelannahme des Obersatzes der Gegner gleichsam zwischen die Hörner genommen wird. Hat der Obersatz im Prädikat mehr als zwei (drei, vier, viele) Glieder, so entsteht das Tri-, Tetra-, Polylemma. Als Trugschluß wird derselbe häufig von den Sophisten gebraucht. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man mit D. jedes Verhältnis, das zwei gleich schwierige Möglichkeiten eröffnet, uns vor die Wahl zwischen zwei gleich unangenehmen Dingen stellt.