MKL1888:Denfert-Rochereau

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Denfert-Rochereau“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 674
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Denfert-Rochereau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 674. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Denfert-Rochereau (Version vom 01.04.2022)

[674] Denfert-Rochereau (spr. dāngfähr-rosch’roh), Pierre Marie Philippe Aristide, franz. Offizier, geb. 11. Jan. 1823 zu St.-Maixent, zeichnete sich auf der polytechnischen Schule und auf der Applikationsschule in Metz durch wissenschaftliches Streben aus, trat 1845 als Leutnant in das Geniekorps, machte den Krimkrieg mit und wurde beim Beginn des Kriegs von 1870 zum Kommandanten von Belfort ernannt und zum Obersten befördert. Mit großer Geschicklichkeit und Thatkraft verteidigte er die Festung, die er rasch verproviantierte und durch Befestigung der Perches verstärkte, gegen die deutsche Armee vom Oktober 1870 bis zum Februar 1871. Er schlug alle Angriffe zurück, hielt ein furchtbares Bombardement aus, kapitulierte erst, als die Pariser Regierung ihn ausdrücklich dazu ermächtigte, und zog 18. Febr. 1871 mit seinen 12,000 Mann aus der Festung mit allen kriegerischen Ehren ab. Bei den Wahlen vom 8. Febr. 1871 wurde er vom Departement Oberrhein und, nachdem er infolge der Abtretung des Elsaß sein Mandat niedergelegt, 2. Juli von drei Departements in die Nationalversammlung gewählt, in welcher er sich der republikanischen Partei anschloß und sehr freiheitliche Ansichten kundgab. Auch als Mitglied der reformierten Generalsynode vertrat er gegen die starre Orthodoxie Guizots freisinnige Grundsätze. Wegen dieser Gesinnung ward er im aktiven Dienst nicht wieder angestellt. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, starb er 11. Mai 1878 in Versailles. Er ward auf Staatskosten begraben und 1880 ihm in Belfort eine Statue errichtet. Vgl. Marais, Un français: le colonel D. (neue Ausg., Par. 1885).