Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Delphinĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 653
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Delphinĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 653. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Delphin%C4%ADum (Version vom 08.01.2023)

[653] Delphinĭum Tourn. (Rittersporn), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, ein- oder zweijährige oder ausdauernde Kräuter mit abwechselnden, handförmig geteilten Blättern, in gipfelständigen Trauben oder Rispen stehenden, meist blauen oder violetten, gespornten Blüten und mehrsamigen Balgkapseln. Etwa 40 der nördlichen gemäßigten Erdhälfte angehörende Arten. D. Ajacis L. (Gartenrittersporn), einjährig, mit aufrechtem, 30–120 cm hohem, fast einfachem Stengel, vielfach in linienförmige, glatte Läppchen geteilten Blättern und in langen, dichten Trauben vereinigten, schönen Blüten, in Südeuropa, wird in vielen Varietäten als Gartenzierpflanze kultiviert. Man unterscheidet Hyazinthenrittersporn, mit großen, gewöhnlich stark gefüllten Blumen, Ranunkelrittersporn, der etwas höher wird und spitze Blütentrauben besitzt, deren einzelne Blumen fast dachziegelförmig aus kleinen Blumenblättern zusammengesetzt sind, und Zwergrittersporn. D. Consolida L. (Feldrittersporn, Hornkümmel), einjährig, mit 30–50 cm hohem, ästigem Stengel und in lockern, rispenartigen Trauben stehenden, blauen Blüten, wächst allenthalben in Deutschland auf Getreidefeldern. Kraut, Blüten und Samen waren früher offizinell; auch war ein damit bereitetes Augenwasser im Gebrauch, und selbst ein Bündel blühender Pflanzen pflegten Studierende als augenstärkend im Arbeitszimmer aufzuhängen. Man kultiviert mehrere Varietäten (Levkojenrittersporn), von denen der Kaiserrittersporn besonders schön ist. Die Samen von D. peregrinum L. und D. tenuissimum Sibth., in Südeuropa, namentlich in Griechenland, waren bei den altgriechischen Ärzten als wirksames Mittel gegen den Skorpionstich im Gebrauch. D. Staphisagria L. (scharfer Rittersporn, Stephans-, Läuse- oder Wolfskraut, Rattenpfeffer), einjährig, mit steifem, zottigem Stengel, handförmig fünfspaltigen Blättern und kurz gespornten, blaßvioletten Blüten an langen Blütenstielen, ist in Südeuropa, auch in Süddeutschland einheimisch. Die Samen, Stephans- oder Läusekörner, sind scharf narkotisch, graubraun, flach, drei- oder viereckig, runzelig, riechen zerstoßen unangenehm und schmecken bitter und äußerst scharf. Sie enthalten 0,1 Proz. farbloses, amorphes, anhaltend scharf schmeckendes, in Wasser schwer lösliches, basisches Delphinin C24H35NO2, welches stark giftig ist, auf die Haut eingerieben dauernder und kräftiger wirkt als Veratrin und bei schmerzhaften Affektionen angewandt worden ist. Die Stephanskörner wirken innerlich brechenerregend, purgierend und waren früher als drastisches Abführ- und Brechmittel im Gebrauch, wurden später nur noch äußerlich in Salben- oder Pulverform gegen Ungeziefer und Krätze angewandt und sind jetzt ganz obsolet. Von D. camptocarpum C. Koch, in Nordpersien, bilden die blühenden Stengel im zerkleinerten Zustand eine in Persien Gul-i-zalil, im indischen Handel Sparak oder Isparik genannte Farbware zum Gelbfärben. Von den ausdauernden Arten, wie D. elatum L. und D. grandiflorum L., beide mit blauen Blüten, aus Sibirien, und D. nudicaule Torr. et Gr. und D. cardinale Hook., beide mit scharlach-orangeroten Blüten, aus Kalifornien, werden viel Varietäten und Hybriden (D. formosum hort., D. hybridum hort.) als Zierpflanzen kultiviert.