Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dampfofen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 474
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Dampfofen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 474. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dampfofen (Version vom 12.02.2022)

[474] Dampfofen, von Hock in Wien konstruierter Apparat zur Gewinnung eines Dampf- und Feuergasgemisches, welches zum Betrieb eines nach Art einer Dampfmaschine eingerichteten Motors benutzt werden soll. Derselbe besteht aus einem gußeisernen Kasten, der im Innern mit einer starken Ausfütterung von feuerfestem Material versehen ist, damit die Ofenwandungen keinen Schaden erleiden. B ist der Feuerraum, F die Feuerthür, G eine zum Aschenfall C führende Thür, D eine verschließbare Öffnung, durch welche die Verbrennungsgase beim Anheizen entweichen können, E das Rohr, welches zum Motor führt. Das im Raum B brennende Feuer ist von der den Ofen umgebenden Luft dicht abgeschlossen und wird durch künstliche Luftzuführung unter den Rost vermittelst einer (in der Figur fortgelassenen) Luftkompressionspumpe, die bei L angeschlossen wird, unterhalten. In die heißen Verbrennungsgase wird bei f durch eine Pumpe ein gewisses Quantum nebelartig

Hocks Dampfofen.

zerstäubtes Wasser eingeführt, welches bei seiner äußerst rapid erfolgenden Verdampfung einen großen Teil der Wärme der Feuerluft in sich aufnimmt, so daß die Temperatur des nunmehr aus Verbrennungsgasen und Wasserdampf bestehenden Gemisches bedeutend reduziert ist. Diese Temperatur hängt wesentlich von dem Quantum des eingeführten Wassers ab und läßt sich daher so regulieren, daß sie auf den zu betreibenden Motor keine zu schnell korrodierende Wirkung ausübt. Mit einem solchen D. kann eine Dampfmaschine jedes beliebigen Systems verbunden werden. Um den Druck im Ofen unabhängig von Belastungsänderungen der Maschine konstant zu erhalten, ist eine besondere Reguliervorrichtung für die Luft- und Wasserzuführung angebracht, bestehend in einem kleinen, mit dem Luftzuführungsrohr kommunizierenden Cylinderstutzen, welcher mit einem dicht anschließenden, verschiebbaren, dem Druck im Innern des Ofens entsprechend belasteten Kolben geschlossen ist. Wächst der Druck über die festgesetzte Grenze hinaus, so hebt der Kolben die Belastung und mit ihr ein Gestänge, welches die Saugventile der Kompressions- und der Wasserpumpe ausschaltet, so daß diese so lange außer Thätigkeit gesetzt werden, bis im Ofen wieder der normale Druck eingetreten ist. Nach den Angaben der Maschinenfabrik und Eisengießerei zu Löbersdorf bei Wien, welche den Bau solcher Dampföfen übernommen hat, sollen die Anlagekosten derselben nicht geringer sein als diejenigen gewöhnlicher Dampfkessel, dagegen die Betriebskosten sich im Vergleich zu diesen um 30–50 Proz. vermindern. Wahrscheinlich aber wird durch mitgerissene Aschenteile und die heißen, trocknen Gase ein starkes Verschleißen des Motors eintreten.