Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Damespiel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 437438
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Damespiel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 437–438. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Damespiel (Version vom 02.04.2023)

[437] Damespiel, Brettspiel sehr hohen Alters, wird zwischen zwei Personen, in Deutschland meist auf einem gewöhnlichen Schachbrett (Damenbrett) von 64 schwarzen und weißen Feldern mit 12 schwarzen und 12 weißen Steinen (Damensteinen) gespielt. In anderen Ländern, z. B. in Frankreich, benutzt man dagegen ein Brett von 100 Feldern, und jeder Spieler nimmt 20 Steine. Das Brett wird so gestellt, daß man ein weißes Eckfeld zur Rechten hat. Der eine Spieler erhält die (12 oder 20) weißen Steine, die er auf die untern (12 oder 20) schwarzen Felder setzt, der andere die (12 oder 20) schwarzen Steine, womit er die obern (12 oder 20) schwarzen Felder belegt. Auf den leer gebliebenen zwei Reihen beginnt nun das Spiel durch schräges Gegeneinanderziehen der Steine auf den schwarzen Feldern, so daß die weißen Felder ganz unberührt bleiben: es gilt, mit seinen Steinen in die letzte feindliche Reihe, in die Dame, zu kommen, wodurch der Stein, mit dem dieses gelungen, zur Dame wird, d. h. freiere Bewegung erhält; dazu müssen einzelne Steine vom Brett weggenommen, „geschlagen“ werden. Durch die Weise, wie geschlagen wird, unterscheiden sich die Arten des Damespiels, von denen die bekanntesten die deutsche, polnische und Schlagdame sind. Bei den zwei ersten Arten siegt, wer dem Gegner alle Steine geschlagen hat, während bei der Schlagdame der gewinnt, dessen Steine alle geschlagen sind. Vergißt man zu schlagen, wenn man konnte, so darf der Stein, mit welchem man hätte schlagen können, vom Gegner „geblasen“, d. h. genommen, werden, Ist ein Stein in die Dame gekommen, so wird dies dadurch bezeichnet, daß man auf einen solchen Stein einen anderen gleichartigen setzt. Die Dame darf sowohl rückwärts als vorwärts (doch immer nur einen Schritt) ziehen und schlagen. Das Spiel heißt remis, wenn beide Spieler so geschwächt sind, daß keiner es gewinnen kann. Bei der polnischen Dame, welche zuerst 1723 in Paris und zwar auf einem Brett von 100 Feldern gespielt wurde, dürfen die einfachen Steine zwar nur vorwärts ziehen, aber sowohl rückwärts als vorwärts schlagen. Die Dame aber kann in jeder schrägen Richtung vorwärts oder rückwärts gehen, soweit sie will, wenn nur nicht auf dem Weg zwei Steine (eigene oder fremde) hintereinander stehen, in welchem Fall sie nur bis an diese ziehen kann. Bei der englischen Dame schlägt jeder Stein nicht nur vor- oder rückwärts in schräger, sondern auch in gerader Richtung. Eine besondere Art des Damespiels ist Schaf und Wolf, wobei mit vier Steinen gegen einen (vier Schafe gegen den Wolf) gespielt wird. Der Wolf hat die Aufgabe, den Schafen in den Rücken zu kommen, d. h. zwischen ihnen [438] hindurchzugehen, was aber die Schafe bei richtigem Spiel verhindern können. S. Mühlenspiel.