Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cranmer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 326
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Cranmer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 326. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cranmer (Version vom 04.06.2021)

[326] Cranmer, Thomas, Erzbischof von Canterbury, der Reformator der anglikanischen Kirche, geb. 1489 zu Aslacton in der Grafschaft Northampton aus einer altnormännischen Adelsfamilie, begann in Cambridge das Studium der Theologie, ward 1524 Professor daselbst und erwies sich 1528 hinsichtlich des Scheidungs- und Wiederverheiratungsprojekts des Königs Heinrich VIII. als ein so kluger Ratgeber, daß der König ihn sogleich zu seinem Kanzler ernannte und ihm befahl, seine Ansicht in einer Schrift weiter auszuführen, welche C. 1530 in Rom dem Papst vorlegte. Heinrich VIII. ernannte ihn 1532 zum Erzbischof von Canterbury. Als aber der König 1533 seine Vermählung mit Anna Boleyn öffentlich bekannt machte, erfolgte von Rom ein Bannstrahl, infolge dessen sich Heinrich auf Cranmers Rat 1534 für das alleinige weltliche und geistliche Oberhaupt des Reichs erklärte (s. Anglikanische Kirche). Alles Gute, welches bei der despotischen Verfahrungsweise und den katholischen Neigungen des Königs dennoch geschah, dankt die Nation Cranmers 14jährigem Ministerium. Ungehemmter gedieh die Sache der Reformation unter Eduard VI., und C. gebührt der Ruhm, tüchtige Professoren, z. B. Martin Bucer und Peter Martyr, berufen und gründlichern theologischen Studien den Weg gebahnt zu haben. Als aber 1553 die blutige Maria den Thron bestieg, brach eine dreijährige schwere Haft seine Kraft so, daß er sich durch die Vorspiegelung vollständiger Verzeihung zum Widerruf bewegen ließ; als er denselben jedoch vor allem Volk wiederholen sollte, klagte er sich desselben vielmehr an und wurde darauf zum Feuertod verurteilt und 1556 zum Scheiterhaufen geführt. Seine Werke wurden gesammelt herausgegeben von Jenkins (Oxford 1834, 4 Bde.), seine „Memorials“ von Strype (Lond. 1794; neue Ausg., Oxf. 1840, 2 Bde., u. öfter) und von Barnes (das. 1853, 2 Bde.). Biographien Cranmers lieferten Gilpin (1784), Todd (Lond. 1831, 2 Bde.) und Norton (New York 1863).