Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chlamys“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 44
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Chlamys. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 44. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chlamys (Version vom 02.04.2023)

[44]

Chlamys (Statue des Phokion, Rom).

Chlamys (griech.), kurzer Reit- und Reisemantel der alten Griechen, welcher aus Makedonien oder Thessalien stammte; bestand aus einem oblongen Stück Zeug, welches über die linke Schulter geworfen und auf der rechten Schulter mit einer Spange zusammengehalten wurde (vgl. Abbildung). Die Griechen hatten außer der C. auch eine Chläna im Gebrauch, welche ebenfalls als Mantel getragen und des Nachts zur Bedeckung gebraucht wurde. Die C. war wie die Chläna aus Wolltuch, bei Armen von der natürlichen Farbe der Wolle, bei Reichen von feinerm Stoff und meist schwarz, und diente besonders den Jünglingen, welche vom 18.–20. Jahr zu Pferde die Wache in der Stadt versahen und sich zum Kriegsdienst vorbereiteten, zur Bedeckung. Die Vornehmern kleideten sich auch ins scharlachrote, die höchsten Militärpersonen in purpurne C. Später ging diese Tracht auf alle Stände über. Der Anstand erforderte, daß man den Mantel beim Umwerfen geschickt über die linke Schulter zu schwingen wußte, so daß er weder vorn noch hinten aufschleppte. Von den Griechen kam die C. zu den Römern, die sie Sagum und Paludamentum nannten. Hier wurde die Agraffe in der Folge immer größer und kostbarer. Die Soldaten, welche das Sagum allein trugen, hießen deshalb Chlamydati. Auch auf Reisen bediente man sich dieses Gewandes. Die hohen Offiziere und die Kaiser trugen es scharlach- oder purpurrot. Seit dem 3. und 4. Jahrh. n. Chr., wo die Toga immer mehr außer Gebrauch kam, wurde die C. auch Tracht im Frieden.