Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chimborázo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Chimborázo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 1025
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Chimborázo. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 1025. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chimbor%C3%A1zo (Version vom 10.01.2023)

[1025] Chimborázo (spr. tschim-), Provinz der südamerikan. Republik Ecuador, umfaßt den südlichen Teil der zwischen den beiden Kordilleren liegenden Hochebene von Tacunga und den Abhang der Ostkordillere und hat ein Areal von 14,360 qkm (260,8 QM.). Ackerbau und Viehzucht bilden die Hauptbeschäftigung der (1878) 128,310 Einw., die nebenher auch baumwollene und wollene Zeuge weben. Sehr groß ist der Reichtum an Alaun und Schwefel, namentlich bei Alausi, wo ganze Schwefelberge sind. Eine Eisenbahn verbindet die Provinz mit Guayaquil. Hauptstadt ist Cajabamba.

Chimborázo (spr. tschim-), ein Gipfel der Kordilleren von Quito, liegt in der Republik Ecuador, in der westlichen Gebirgskette zwischen dem zweigipfeligen Iliniza und dem viergipfeligen Pichincha, unter 1°47′ südl. Br. und erreicht nach Reiß’ und Stübels Messungen eine Höhe von 6310 m. Den Ruhm, der höchste Berg der Kordilleren zu sein, hat er zwar längst verloren; doch bleibt er durch das Andenken wichtiger wissenschaftlicher Untersuchungen, das sich an ihn knüpft, immerhin der interessanteste Andesgipfel. Er bildet einen mächtigen abgestumpften Kegel, der am imposantesten von der 2630 m hohen Hochebene von Tapi aus erscheint. Er ist ein erloschener, vorwiegend trachytischer Vulkan; seine steilen Abhänge sind durch zahllose Barrancos (Schluchten) gefurcht. Den ersten Versuch der Besteigung machte 1745 La Condamine. Im Juni 1802 unternahmen es A. v. Humboldt und Bonpland, vom Dorf Calpi aus (3150 m ü. M.) den Berg zu besteigen. Sie fanden ihn von SSO. her von großen, stufenweise übereinander liegenden Ebenen umgeben und diese bis 3800 m Höhe mit Gras bewachsen. Über dieser Höhe erreichte man einen kleinen See (Laguna de Yanacoche) von ca. 42 m Durchmesser. Etwa 290 m über dem See verschwand erst die Grasdecke auf dem Gestein. Jenseit der Schneegrenze, die etwa in Montblanc-Höhe liegt, erhoben sich große Felsmauern, von NO. nach SW. streichend, aus der ewigen Schneedecke, zum Teil in unförmliche, dünne, 16–20 m hohe Säulen gespalten. Endlich gewahrten die Reisenden durch den zerreißenden Nebel den domförmigen Gipfel, aber eine klaffende, nicht zu umgehende Thalschlucht von 130 m Tiefe und 6,5 m Breite zwang sie in 5882 m Höhe zur Umkehr. Eine neue Besteigung versuchten im Dezember 1831 Boussingault und der Engländer Hall, die bis über 6000 m empordrangen, aber den Gipfel ebenfalls nicht zu erklimmen vermochten. Als erstem gelang die Besteigung A. Stübel, 1872.