Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chaudordy“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 970
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Chaudordy. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 970. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chaudordy (Version vom 23.06.2021)

[970] Chaudordy (spr. scho-), Jean Baptiste Alexandre Damaze, Graf von, geb. 1825, widmete sich, nachdem er juristischen Studien obgelegen hatte, 1850 dem diplomatischen Dienst und wurde Attaché bei der französischen Gesandtschaft in Rom. Er ward später verschiedenen andern Gesandtschaften beigegeben, 1862 zum Souschef des Kabinetts und, nachdem er eine Zeitlang Gesandter in Madrid gewesen, 1868 zum Direktor im auswärtigen Ministerium ernannt. Nach der Revolution vom 4. Sept. 1870 wurde er von der Pariser Regierung als Stellvertreter Jules Favres in der Verwaltung des auswärtigen Ministeriums der Delegation von Tours, später Bordeaux, beigegeben. Durch verschiedene Rundschreiben, welche er als Delegationsminister des Auswärtigen an die europäischen Kabinette erließ, um die Anklagen Bismarcks wegen Verletzung des Völkerrechts durch französische Truppen zurückzuweisen und die Deutschen vielmehr der barbarischen Kriegführung zu beschuldigen, machte er sich auch in weitern Kreisen bemerklich. Seine unverschämten Friedensanträge ließ Bismarck unbeachtet. Am 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, nahm er seinen Sitz auf der Rechten, spielte aber keine parlamentarische Rolle. 1873, nach dem Sturz Thiers’, wurde er zum Botschafter in Bern und 1874 in Madrid ernannt. Nachdem er 1876–77 als französischer Bevollmächtigter bei der Konferenz der Mächte in Konstantinopel durch seine Ränke ein Bündnis mit Rußland hatte herbeiführen wollen, ward er 1878 wegen seiner ultramontanen Gesinnung von dem neuen republikanischen Ministerium von seinem Posten in Madrid abberufen.