Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chabas“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 915
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Chabas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 915. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chabas (Version vom 21.06.2021)

[915] Chabas (spr. schaba), François, einer der bedeutendsten Ägyptologen Frankreichs, geb. 2. Jan. 1817 zu Briançon, wurde für den Kaufmannsstand ausgebildet und trat 1831 in ein Handelshaus zu Nantes ein. Er hatte sich nebenbei ansehnliche Sprachkenntnisse erworben (außer neuern Sprachen verstand er Latein und Griechisch, sogar Hebräisch) und fuhr fort, dieselben zu erweitern. Im J. 1848 nach Châlon übersiedelnd, wandte er sich 1851 den Hieroglyphen zu, die er einzig nach Champollions Grammatik zu studieren unternahm, und veröffentlichte schon nach wenigen Jahren sein erstes Werk: „D’une inscription historique du règne de Séti I“ (1856), eine wichtige Abhandlung über die Ausbeutung der Goldminen durch die alten Ägypter. Weiterhin erschienen von ihm: „Mémoire sur l’inscription d’Ibsamboul“ (1859); „Le papyrus magique Harris“ (1861) und „Mélanges égyptologiques“ (1862–1873, 3 Serien), eine Folge von Abhandlungen, worin durch die analytische Methode zahlreiche für die Kunde des alten Ägypten wichtige Thatsachen festgestellt werden. Sorgfältig durchforschte er dann alle Dokumente, welche sich auf zwei wichtige Geschichtsepochen Ägyptens beziehen: die Eroberung des Landes durch die Hyksos und die Zeit ihrer Vertreibung; ebenso studierte er die authentischen Nachrichten, welche die Hieroglyphen darbieten, um die Grenze der historischen und vorhistorischen Zeiten genau zu bestimmen. Die hierauf bezüglichen Werke sind: „Les pasteurs en Égypte“ (1868); „Recherches pour servir à l’histoire de la XIX. dynastie et spécialement à celle des temps de l’Exode“ (1873) und „Études sur antiquité historique d’après les sources égyptiennes, etc.“ (2. Aufl. 1873). Andre Veröffentlichungen von C. sind: „Recherches sur le nom égyptien de Thèbes“ (1863); „Revue rétrospective à propos de la publication de la liste royale d’Abydos“ (1865); „Voyage d’un Égyptien en Syrie, en Phénicie etc. au quatorzième siècle avant notre ère“ (1866, die Analyse eines Papyrus des Britischen Museums), woran sich die herbe Zurückweisung einer von Brugsch geübten Kritik schließt: „Réponse à la critique“ (1868); „L’inscription hiéroglyphique de Rosette“ (1867); „Traduction des inscriptions del’obélisque de la Place de la Concorde à Paris“ (1868) und zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften. Auch prähistorische Forschungen beschäftigten ihn viel, wie die Werke: „Une couche abondante de crinoïdes fossiles de l’espèce Pentacrinus“ und „Sur les silex de Volgu“ (1874) bezeugen. Von 1874 bis 1877 gab C. eine Zeitschrift: „L’Égyptologie“, heraus; seine letzte Arbeit war „Les libations chez les anciens Égyptiens“ (in den Abhandlungen des Congrès provincial des orientalistes, St.-Etienne, Bd. 2). In den letzten Jahren von schwerer Krankheit heimgesucht, starb er 17. Mai 1882 in Versailles.