Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chörĭlos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 76
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Chörĭlos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 76. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ch%C3%B6r%C4%ADlos (Version vom 25.05.2024)

[76] Chörĭlos, 1) C. der Tragiker, von Athen, einer der ältesten griech. Dramatiker, trat schon 520 v. Chr. auf und war ein Nebenbuhler des Pratinas, Phrynichos und Äschylos. Er scheint vorwiegend Satyrspiele gedichtet zu haben, die noch lange geschätzt waren. Die spärlichen Überreste seiner Dichtungen sind gesammelt bei Nauck („Tragicorum graecorum fragmenta“, Leipz. 1856).

2) C. der Epiker, aus Samos, um 470 v. Chr. geboren, mit Herodot und später mit dem Spartaner Lysander befreundet, der von ihm eine Verherrlichung seiner Thaten erwartete, lebte in Athen und starb um 400 hochgeehrt am Hof des makedonischen Königs Archelaos. Er ist dadurch merkwürdig, daß er in seinem Epos „Perseïs“ zuerst einen historischen Stoff der jüngsten Vergangenheit, den Perserkrieg, behandelte. Das Gedicht, das nach einer Nachricht in Athen neben Homer in den Schulen gelesen ward, scheint nicht ohne Geist gewesen zu sein, wurde aber von den Spätern nur wenig geschätzt. Die Bruchstücke desselben wurden herausgegeben von Näke (Leipz. 1817; auch in „Opuscula“, Bd. 3, Bonn 1842) und von Kinkel in „Epicorum graecorum fragmenta“, Bd. 1 (Leipz. 1877).

3) C. von Jasos in Karien, gleichfalls epischer Dichter, aber höchst unbedeutend und erwähnenswert nur als Begleiter Alexanders d. Gr., der ihm für jeden gelungenen Vers über seine Thaten ein Goldstück versprochen haben soll, aber lieber der Thersites des Homer als des C. Achill sein wollte.