Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ch“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 914915
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Ch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 914–915. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ch (Version vom 20.05.2021)

[914] Ch, ch (lat. Ch, ch) kann im Deutschen zwei verschiedene Laute ausdrücken, den gutturalen tonlosen Reibelaut, z. B. in nach, und den palatalen tonlosen Reibelaut, z. B. in ich, Mädchen. Beide entstehen, indem man bei der Aussprache die Mittellinie des Zungenrückens etwas emporhebt und eine Rinne bilden läßt; während aber bei dem gutturalen Reibelaut die Enge hinten am weichen Gaumen gebildet wird, tritt sie bei dem palatalen Reibelaut an der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen auf. Geschichtlich betrachtet, sind beide hochdeutsche Laute meist durch Lautverschiebung (s. d.) aus älterm k entstanden, das die übrigen germanischen Sprachen noch bewahrt haben (vgl. z. B. ich mit dem gotischen ik, die Silbe chen mit dem plattdeutschen ken). Dieses germanische k ist seinerseits durch Lautverschiebung aus älterm g entstanden (vgl. das englische yoke, unser Joch mit lateinischem jugum, Sanskrit yugam). Im Althochdeutschen schrieb man hh für ch; das ch bedeutet hier [915] ein aspiriertes k, wie es jetzt noch in der Schweiz und Tirol gesprochen wird. Das französische ch ist wie sch, das englische und spanische wie tsch, das italienische wie k zu sprechen. Im Lateinischen wurde das ch gebraucht, um den der lateinischen Sprache fremden Laut des griechischen χ zu umschreiben.