Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Byzantion“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 707708
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Byzantion. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 707–708. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Byzantion (Version vom 29.10.2022)

[707] Byzantion (Byzanz, das spätere Konstantinopel), Stadt auf der Westseite des Thrakischen Bosporus, von den Megarern 667 v. Chr. an Stelle der thrakischen „Burg des Byzas“ gegründete Kolonie, als deren spätere Ansiedler noch Korinther, Milesier und Böotier genannt werden. Die Stadt blühte durch [708] den vortrefflichen Hafen und durch die Beherrschung des Handelsverkehrs nach dem Pontos rasch auf und machte sich unter steten Kämpfen zur Herrin der Umgegend. Als Dareios Hystaspis seinen Skythenzug machte (515), geriet B. unter persische Herrschaft. Wegen seiner Teilnahme am ionischen Aufstand wurden die Einwohner von den Persern vertrieben und gründeten Mesembria am Schwarzen Meer. Die Stadt ward hierauf in eine starke Festung umgewandelt und der Hauptstützpunkt der persischen Herrschaft in Europa. 478 wurde B. den Persern von Pausanias abgenommen und schloß sich dem Athenischen Bund an. Auch im Peloponnesischen Krieg stand B. auf seiten Athens, weshalb sich der Kampf von 412 an wiederholt um den Besitz der Stadt drehte. Nach dem Sieg der Spartaner bei Ägospotamoi schickten dieselben den Klearchos als Harmosten nach B. Mit der Wiederherstellung des Athenischen Bundes (378) trat B. wieder auf athenische Seite. Epameinondas suchte 364 vergeblich die Stadt zu nehmen. Dagegen erscheint B. 357 unter den Gegnern Athens im ersten Bundesgenossenkrieg und erlangte 355 völlige Selbständigkeit. Damit begann die glänzendste Periode von B., vollends als ein Angriff Philipps von Makedonien 340 siegreich abgeschlagen ward. Nach Alexanders d. Gr. Tod behauptete die Stadt wieder ihre Selbständigkeit, obgleich sie von den Seleukiden und 279 von den Galliern bedrängt wurde. Ihr Handel und Reichtum erreichte damals die höchste Blüte. In den Kriegen Philipps von Makedonien gegen Rom, Rhodus und Attalos von Pergamon seit 211 gesellten sich die Byzantiner zu den Gegnern des Königs und blieben Bundesgenossen der Römer auch in deren Kriegen gegen Antiochos von Syrien und Perseus. Daher wurde die Stadt von den Römern sehr rücksichtsvoll behandelt. Als sogen. freie Stadt gehörte B. teils zur thrakischen, teils zur bithynischen Provinz. Einen Hauptstoß erlitt die Stadt, als sie 196 n. Chr. für Pescennius Niger gegen Septimius Severus Partei nahm, wofür sie von letzterm nach dreijähriger Belagerung erobert und größtenteils zerstört ward; doch erhielt sie bald die frühern Privilegien zurück. Im 3. Jahrh. litt B. sehr durch häufige Einfälle barbarischer Völker. Endlich nach dem Sieg Konstantins d. Gr. über seinen Gegner Licinius wurde B. 330 als Konstantinopolis zur Hauptstadt des römischen Reichs erhoben.