Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Burgkmair“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 661
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Burgkmair. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 661. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Burgkmair (Version vom 20.10.2022)

[661] Burgkmair, Hans, deutscher Maler und Zeichner für den Formschnitt, geb. 1473 zu Augsburg, Sohn des Malers Thoman B., lernte bei seinem Vater, ging dann zu Martin Schongauer nach Kolmar, war nach dessen Tod noch einige Zeit im Elsaß thätig und trat 1498 in die Augsburger Malergilde. Vorher scheint er nach Italien gegangen zu sein, wo die venezianische Kunst einen entscheidenden Einfluß auf ihn ausübte. Daneben hat er sich aber ganz besonders nach Dürer gebildet. Kaiser Maximilian I. beschädigte ihn viel. Er starb 1531 in Augsburg. B. besonders war es, der den Renaissancestil nach Deutschland übertrug. Seine frühern Bilder zeigen einen derben Geschmack, untersetzte Figuren, wulstige Gewandung und wenig sichere Zeichnung, jedoch ein kräftiges Kolorit. Hauptwerke aus dieser frühern Periode sind die Darstellungen der drei Hauptkirchen Roms: Basilica Sancti Petri (1501), San Giovanni in Laterano (1502) und Santa Croce (1504), welche für das Katharinenkloster zu Augsburg gemalt wurden und sich jetzt in der königlichen Galerie daselbst befinden. In dem Christus und Maria auf dem Thron darstellenden Altar von 1507 daselbst, aus dem gleichen Kloster, macht sich dagegen schon der Einfluß der Renaissance geltend, der sich von nun an so hervordrängt, daß B. als der frühste Hauptmeister derselben in Deutschland erscheint, als welcher er auf die oberdeutsche Kunst, die beiden Holbein eingeschlossen, entscheidend eingewirkt hat. Für B. von seltener Feinheit der Ausführung sind die kleine Madonna im Germanischen Museum zu Nürnberg (1510) und die heilige Familie von 1511 im Berliner Museum, auf welcher besonders die Landschaft bemerkenswert ist, wie sich B. überhaupt um die Ausbildung der Landschaftsmalerei in Deutschland verdient gemacht hat. Sein Hauptwerk dieser zweiten Periode ist der Altar mit Christus am Kreuz von 1519 in der königlichen Galerie zu Augsburg, der durch tiefe Beseelung der Köpfe, kräftige Farbe und Reinheit der Form gleich ausgezeichnet ist. Sehr merkwürdig wegen der phantastischen südlichen Vegetation ist der Johannes auf Patmos (1518, in der Pinakothek zu München); der Künstler ließ gern im Hintergrund seiner Landschaft Schneeberge erglänzen, die er von den Wällen Augsburgs erblicken konnte. Von seinen spätern Gemälden zeigt Esther vor Ahasver (1528, Münchener Pinakothek) venezianischen Einfluß. Die Schlacht bei Cannä (1529, Augsburg, Galerie) ist besonders wegen der Trachten des 16. Jahrh. als Sittenbild interessant. B. hat auch Porträte gemalt. Ebenso wichtig wie als Maler ist B. auch als Zeichner für den Holzschnitt geworden; seine Thätigkeit für diesen war sehr umfangreich, und namentlich entwarf er für den Kaiser Maximilian die Holzschnitte zu dem „Weißkunig“, dem „Triumph“ und den „Österreichischen Heiligen“. Interessant ist auch sein „Turnierbuch“ in 52 Bildern (hrsg. von J. v. Hefner, Frankf. 1854–56), an welchem auch sein gleichnamiger Sohn beteiligt war.