Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Buren“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 649
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Buren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 649. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Buren (Version vom 20.10.2022)

[649] Buren (holl. Boeren, „Bauern“), Name der Grundbesitzer holländischen Ursprungs in der südafrikan. Oranjefluß- und Transvaalrepublik. Dieselben haben sich mit der heimischen Sprache auch das kühle und phlegmatische, aber zugleich zähe und ausdauernde Wesen, welches den Holländer charakterisiert, unter der britischen Oberherrschaft zu bewahren gewußt. Die bemitteltste und gebildetste Klasse sind diejenigen, welche als Hauptbeschäftigung Weinbau treiben und mit den Städten in lebhaftem Verkehr stehen. Wohlhabend und einiger Bildung teilhaftig sind auch diejenigen, welche sich mit Ackerbau beschäftigen, die sogen. Kornburen, welche ebenfalls ihre Produkte in die Städte absetzen, während die Viehzucht treibenden B., die Viehburen, infolge ihrer fast nomadischen Lebensweise in den Einöden des innern Landes weit unkultivierter und zuweilen in Schmutz und Roheit versunken sind. In neuester Zeit erhielten jene B., welche nach der Westküste Südafrikas auswanderten, den Namen Trekburen. Allen diesen B. gemeinsam sind aber die einfache, patriarchalische Lebensart und die große Anhänglichkeit an ihre Familien und an die von ihren Vorfahren überkommenen kirchlichen Gebräuche und Satzungen. Sie sind meist von hohem, kräftigem Wuchs, wenn auch etwas plump und ungeschliffen. Die Männer erinnern mit ihren energischen, ausdrucksvollen Köpfen an die Porträte eines Rubens, van Eyck, Ostade u. a. Nach übereinstimmenden Meldungen der Reisenden haben die B. eine geringe Bildung in unserm Sinn, also etwa die Rudimente des Lesens und Schreibens, erst seit 30 Jahren empfangen, und es fehlt diesem konservativen, aber tapfern und ausdauernden Element nichts als die Gelegenheit zu einer guten Erziehung und zum Ansammeln von Kenntnissen, die ja auf den gänzlich isolierten Farmen so schwer zu beschaffen sind. Bei der fortwährenden Einsamkeit, in welcher die B. leben, und der gewöhnlich sehr großen Entfernung bis zum nächsten Nachbar sind sie genötigt, sich in allen schwierigen Lagen des Lebens selbst zu helfen. Daher kommt es, daß jeder Bur in der Regel außer Feldbauer, Gärtner, Viehzüchter auch sein eigner Zimmermann, Wagenbauer, Grobschmied, Wagner, Sattler, Schuster, Architekt und Arzt ist. Alle B. sind vortreffliche Reiter und Schützen. In ihrem Krieg mit England haben sie Proben außerordentlicher Tapferkeit geliefert. Vgl. Weber, Vier Jahre in Südafrika (Leipz. 1878, 2 Bde.).

Buren (spr. bjuren, nach holländischer Aussprache bǖren), Martin van, achter Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 5. Dez. 1782 zu Kinderhook im Staat New York als Sohn holländischer Emigranten, erhielt 1803 eine Advokatur daselbst. 1809 zog er nach Hudson, wo er sich neben seiner Advokatur mit den öffentlichen Angelegenheiten der Grafschaft befaßte und an die Spitze der demokratischen Partei trat. Seit 1812 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung von New York, entwickelte er einen großen Eifer für energische Führung des Kriegs gegen England. Dafür ward er von seiner Partei 1815 zum Staatsanwalt dieses Staats ernannt. Als 1817 sein Gegner de Wit Clinton zum Gouverneur von New York gewählt worden war, verlor er sein Amt, ward aber, als seine Partei 1821 wieder die Oberhand gewann, als Senator Mitglied des Kongresses in Washington. 1827 wurde B. zum zweitenmal Mitglied des Kongresses, gegen Ende 1828 Gouverneur von New York. Im März 1830 erhielt er von Jackson, dessen Wahl zum Präsidenten er vorzüglich mit durchgesetzt, das Amt eines Staatssekretärs und wurde 1832 bei der Wiederwahl Jacksons zum Vizepräsidenten gewählt. Er blieb der treueste Anhänger des Jacksonschen Systems und siegte bei der Präsidentenwahl von 1837 mit einer absoluten Mehrheit von 24 Stimmen über seine drei Mitbewerber Clay, Webster und Harrison. Unter seiner Präsidentschaft brach 1837 die große Handelskrise in den Vereinigten Staaten aus. Um für die Zukunft ähnlichen Erschütterungen vorzubeugen, trug er, nachdem er der Staatsbank die Erneuerung ihres Freibriefs versagt hatte, auf Trennung der Finanzen der Union und der Einzelstaaten von den Banken und auf Errichtung einer Schatzkammer in Washington und von Unterstützungskammern in den einzelnen Staaten an, erlitt aber bei der Abstimmung im Kongreß eine völlige Niederlage, von welcher sich seine Verwaltung nie wieder ganz erholte. Außerdem schadete ihm der ungünstige Ausgang des Seminolenkriegs in Florida (1839). So geschah es, daß bei der Präsidentenwahl von 1840 der Kandidat der Whigpartei, General Harrison, den Sieg davontrug. B. zog sich nach seinem Rücktritt 4. März 1841 nach Kinderhook zurück. Auch 1844 fand seine Kandidatur auf seiten der demokratischen Partei keinen allgemeinen Beifall; namentlich ward das Mißtrauen der Sklavenstaaten gegen ihn rege, so daß der in Baltimore zusammenberufene demokratische Kongreß auf Calhouns Betrieb Polk zum Kandidaten der Partei ernannte, der auch wirklich zum Präsidenten gewählt wurde. B., stets ein Feind der Sklaverei, schloß sich nun der Partei der Freibodenmänner an und wurde von dieser 1848 zum Präsidentschaftskandidaten aufgestellt, unterlag aber auch diesmal dem General Taylor. Er zog sich darauf ganz vom politischen Leben zurück, bereiste von 1853 bis 1855 Europa und starb 24. Juli 1862 auf seinem Gut Lindenwald bei Kinderhook. Seine Biographie schrieb Dorsheimer (in den „American statesmen“, Boston 1885).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 183
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[183] Buren, Martin van, amerikan. Staatsmann. Sein Leben beschrieben noch Shephard (Bost. 1888) und G. Bancroft (New York 1889).